In Magdeburg hat das Fahrradfahren eine Zukunft

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© Florian Schreiter

„Bei der Verkehrsplanung ist die Politik immer noch stark auf das Auto fixiert. Danach kommen die Fußgänger. Irgendwo dazwischen müssen noch die Radfahrer Platz finden“, bringt es Norman Dreimann, Vorsitzender des ADFC Magdeburg auf den Punkt. Dabei hat der Radverkehr in Magdeburg in den letzten 25 Jahren deutlich zugenommen. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Radfahrer heute unterwegs sind“, sagt Dreimann. Diesen Trend bestätigt auch das Stadtplanungsamt im 2014er Zwischenbericht zur Radverkehrskonzeption. Sicher tragen ein gesteigertes Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein und der Bau des City-Tunnel dazu bei, dass immer mehr Elbstädter in die Pedale treten. Es liegt aber auch daran, dass sich die Infrastruktur für Radfahrer in den letzten Jahren verbessert hat. „Man muss den Menschen die Bedingungen bieten, damit es für sie attraktiv wird, auf Alternativen umzusteigen“, sagt Norman Dreimann. Sein Vorbild ist die Stadt Amsterdam, die er selbst mit dem Rad „erfahren“ hat. Dort wurde in den letzten 20 Jahren verstärkt in den Radverkehr investiert. Das Ergebnis: Der Radverkehr stieg um 40 Prozent. Davon ist Magdeburg noch weit entfernt. Und so wird der ADFC nicht müde, bei der Verkehrsplanung Einfluss zu nehmen.


Alle sollen miteinander klarkommen

„Eins will ich klarstellen“, sagt Dreimann, „der ADFC ist nicht gegen das Auto fahren. Ich fahre selbst hin und wieder. Aber wir wollen dafür werben, das Auto stehen zu lassen, wenn es nicht notwendig ist und setzen uns dafür ein, dass alle Verkehrs­teilnehmer – „Auto, Radler, Fußgänger, miteinander klarkommen.“ Der Verein ist Mitglied in den Arbeitsgemeinschaften Rad- und Stadtverkehr. Gemeinsam mit anderen Akteuren unterbreitet man der Politik Vorschläge, wie der Radverkehr verbessert werden kann. Und der ADFC wird erhört, denn der Radverkehr hat positive Auswirkungen auf die Innenstadt: Weniger Autos bedeutet, mehr freie Parkplätze, weniger Stau und Abgase. Mehr Radler können einen Beitrag leisten, die EU-Vorgaben zu Feinstaub einzuhalten.


Aktion Weiße Fahrräder

Eine Investition in den Radverkehr bedeutet auch eine Investition in die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Unklare Verkehrsführungen, Baustellen oder das Zuparken von Radwegen drängen Radfahrer auf den Fußweg oder in riskante Manöver auf der Straße. Häufig enden Unfälle tödlich, wenn abbiegende Autos den Fahrradfahrer übersehen. Vor allem für LKW-Fahrer kann der Radler schnell im „toten Winkel“ verschwinden. An Unfallschwerpunkten wie den Ringauffahrten hat der ADFC als Mahnmale sogenannte „Ghost Bikes“ aufgestellt. Aber auch die klassischen Bordfahrwege sind dem ADFC ein Dorn im Auge, da hier Radfahrer leicht übersehen werden. „Die beste Lösung ist, wenn Radfahrer einen ausreichend breiten Fahrstreifen auf der Straße erhalten.


Magdeburgs Fahrradaktionstag

Die Zahl der Radfahrer wird in Zukunft weiter steigen, ist die Prognose von Norman Dreimann. „Heute fahren Menschen jeden Alters Rad. Die kraftschonenden E-Bikes lassen auch ältere Menschen, wieder in die Pedale treten. Firmen setzen Lastenräder ein, die auch zur Beförderung  des Familiennachwuches beliebt sind. Das Radfahren ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Als Ausdruck davon organisiert der ADFC jährlich den Fahrrad­aktionstag. Vorbild ist Berlin, wo es ihn seit den 70ern gibt. Dort nehmen bis zu 300.000 Menschen teil – statistisch jeder zehnte Berliner!

6. Fahrradaktionstag in Magdeburg, 18. Juni 2016, www.adfc-magdeburg.de

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