Kampfbereit am Kreis

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© E. Dudek

© Engelhardt

Die Halle ist abgedunkelt, das Spielfeld nur von seichtem Licht umrahmt. Die GETEC-Arena ist ausverkauft, aber noch sieht man die grün rote Wand der Fans kaum. Spieler für Spieler läuft an den heißen Feuerkegeln vorbei. Dann kommt Bartosz Jurecki. Man hat das Gefühl, der Donner des Namens trägt ihn in die Halle. Sie schreien seinen Namen lauter als jeden anderen. Das Publikum ist treu. Es weiß, was der polnische Kreisläufer für den SCM in den letzten neun Jahren geleistet hat. Nun der Abschied. Der 36-jährige Publikumsliebling verlässt den Verein und wechselt zum polnischen Erstligisten Chobry Glogów. Zwei Jahre hätte er gerne noch drauf gelegt.

Sonnenlicht drängt sich durch die Fenster der stillen GETEC-Arena. Bartosz sitzt am Rande des Spielfeldes. Der Sieg gegen Göppingen im DHB-Pokal ist Wochen her. Die Heimniederlage gegen die starken Kieler hat die Mannschaft verdaut. „Niederlagen gehören dazu. Man muss die positiven Sachen sehen und die negativen schnell korrigieren“, sagt Bartosz. Sein Blick ist entschlossen. Den Kopf steckt er nicht in den Sand, auch wenn der Abschied näher rückt. Heimspiele bestreitet der Kreisläufer nur noch zwei. Die Absage des SCM zu Saisonbeginn traf. Neun Jahre auf dem Spielfeld bedeuteten auch neun Jahre mit Frau und Tochter in Magdeburg. „Meine Tochter hat hier viele Freunde. Wir haben uns immer wohlgefühlt.“ Familie ist Bartosz sehr wichtig. Vielleicht das Zünglein an der Waage, als er 2009 in Magdeburg geblieben ist. Nun schaut er nach vorne: „Sie haben ‚nein danke‘ gesagt, dann habe ich noch einen Club gefunden.“ Ein Abschied vom Profisport war für den 36-Jährigen noch nicht denkbar, auch weil er die EM in Polen im kommenden Jahr spielen will.

Schon in der 5. Klasse spielte der große Pole in seiner Heimatstadt Kościan Handball. Der Weg in den Profisport führte ihn bis nach Magdeburg in die 1. Bundesliga. „In Magdeburg wusste ich, dass ich viel schneller und härter spielen muss.“  Es ist ihm gelungen, er gilt als einer der weltbesten Kreisläufer. Seinen Ehrgeiz wissen seine Mitspieler zu schätzen. „Bartosz kann den Unterschied ausmachen“, sagt SCM-Kapitän Fabian van Olphen. „Er wirft seine riesige Kampfbereitschaft in die Waagschale, um uns den Rücken freizuhalten“, sagt Andreas Rojewski. Für Bartosz eine Selbstverständlichkeit. „Das steckt in meinem Herzen“, sagt er bescheiden. Fest steht: die Fans werden ihn auch bei seinen letzten Heimspielen für den SCM feiern. Das hat Bartosz bemerkt: „Da muss ich einfach Dankeschön sagen.“ In Polen will er seinen Trainerschein machen. Vielleicht kehrt Bartosz als Trainer zurück, weil es ihm dann zu ruhig in dem polnischen 100-Seelendorf geworden ist. 

20. Mai, 19 Uhr: SCM - SG BBM Bietigheim; 5. Juni, 20 Uhr: SCM - Rhein-Neckar-Löwen, GETEC-Arena

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