Stadt am Strom: die Elbe

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© Weiss

Was wäre Magdeburg ohne die Elbe? Diese Stadt gäbe es wohl nicht, weder in dieser Gestalt noch in dieser Größe. Erst die Elbe, ihre fruchtbaren Auen und nicht zuletzt der Domfelsen gaben der Stadt und ihren Menschen das, was sie zum Leben benötigten: Wasser und Nahrung, Schutz und Sicherheit. Der Felsen bot einen festen Grund im Hochwasserfall, eine Versicherung gegen die Fluten. Die Stadt breitete sich aus und engte den Fluss ein. Doch noch immer lassen sich Elemente natürlicher Schönheit entdecken. Damals wie heute beschenkt uns die Elbe mit ihren Wundern. Wo gibt es noch einen frei fließenden, ungestauten Strom dieser Größenordnung, dessen Wasserstände kaum jemals konstant sind? Frei schwankt die Elbe zwischen Hoch- und Niedrigwasser und manchmal, wie beim Rekordhochwasser im Sommer 2013, zeigt sie uns auch ihre urgewaltige, alles mitreißende Kraft. Keine zweite Großstadt in Deutschland kann sich noch einer so naturnahen Flusslandschaft mitten in ihrem Herzen rühmen. Vor allem die Alte Elbe präsentiert sich mit ihren hellen, kurvenreichen Sandbänken und urigen Weidenbäumen so, wie Flüsse einmal aussahen und erinnert damit ein wenig an die Loire in Frankreich. 

© Conrad Engelhardt

Gerade bei Niedrigwasser im Sommer und Herbst präsentiert sich die Elbe mit zauberhaften Sandstränden, soweit diese noch nicht, wie an vielen anderen Flüssen, in genormte Stein- und Schotterufer verpackt sind. Von Natur aus fließt die Elbe weitestgehend in einem Bett aus Sand. Eine Ausnahme von dieser Regel ist die Strecke zwischen dem Domfelsen und dem Herrenkrugfelsen. Doch oberhalb, ab Salbke und Westerhüsen sowie unterhalb dieser Felsenstrecke nördlich des Herrenkrugparks, finden wir dieses einladende, weiche Bett vor. Je niedriger der Wasserstand, desto tiefer gewährt uns die Elbe einen Einblick in ihre „Privatsphäre“. Nicht nur die Spuren des nachtaktiven Bibers wie auch des Reihers finden sich im Sand, auch die Reste ihrer Mahlzeiten können wir mit wachem Auge entdecken. Im warmen Flachwasser scheinen die Jungfische zu spielen. 

© Weiss

Aale und Hechte, Lachse und Welse ziehen in tieferen Schichten ihrer Wege. Libellen patroullieren die Ufer, Frösche sonnen sich und verschwinden im Wasser, wenn sich Gefahr ankündigt. Über dem Fluss kreisen der Rote und der Schwarze Milan, immer auf der Suche nach Beute. Manchmal erscheint sogar der mit zweieinhalb Metern Flügelspannweite mächtige Seeadler am Himmel über der Stadt, er ist Vorbild unseres Wappenvogels. Im Frühjahr und Herbst ziehen Schwärme von Gänsen und Kranichen über den Fluss hinweg, er ist Leitlinie für den Vogelzug, denn er verspricht Nahrung, Rast- und Ruheplätze. Hunderte von wildlebenden Tierarten finden an der Elbe noch ihren Lebensraum – mitten in Magdeburg! Es lohnt sich, dem Fluss und seinen Bewohnern einen Besuch abzustatten, nicht nur am Sonntag. Zu jeder Tageszeit, zu jeder Jahreszeit kann uns die Elbe verzaubern, ein Lächeln schenken, denn sie ist immer wieder anders und immer wieder neu. Wir brauchen diese Einladung nur anzunehmen. Eintritt frei!

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