Stadtläufer: Die Abstiegsparty

Wenzel Oschington irgendwo-nirgendwo.de

Die Feier der FCM-Aufstiegshelden auf dem Alten Markt nach ihrem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt war eine Peinlichkeit mit Ansage; was wieder einmal die Frage aufwirft, warum diese Ansage keiner der Verantwortlichen vernommen hat.

Als Reaktion auf die Krawalle am Ende der spontanen Aufstiegsfeier auf dem Hasselbachplatz einen alkoholfreien Empfang des Stadtoberhauptes mit strengen Einlasskontrollen an einem ungeliebten Termin anzusetzen, bedeutet nichts weniger, als mit offenen Augen ins Verderben zu rennen. Auf entsprechende Mahnungen dann auch noch mit dem Hinweis zu reagieren, dass es sich nicht um eine Fan-Party, sondern um den Empfang des Oberbürgermeisters handle, grenzt an eine direkte Ausladung all derjenigen, bei denen sich die Mannschaft vom Rathausbalkon aus eigentlich bedanken wollte. Und wenn man nur die Mannschaft empfangen will, dann braucht man den Balkon dazu nicht.

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Ehe die nächtlichen Ausschreitungen begannen, hatte schon eine zehnstündige Party getobt – dass sich das bei einer zweistündigen Veranstaltung am Nachmittag nicht wiederholen würde, konnte als sicher gelten. Dennoch wurde trotzig an diesem Unsinn festgehalten und gleichsam eine Kollektivstrafe verhängt, die man allerdings beim besten Willen nicht als solche empfinden konnte, da die Fernsehbilder beredt davon Zeugnis ablegten, dass die Verweigerer nichts verpasst hatten. Als TV-Zuschauer hatte man den Eindruck, hier feiere nicht der 1. FC Magdeburg den Aufstieg, sondern der MSV Börde oder der VfB Ottersleben.  

Wenn man ein Fest für 15.000 Besucher plant, zu dem nur 4.000 erscheinen, dann kann man hinterher unmöglich von einer gelungenen Veranstaltung sprechen – der Gastgeber aber tat es dennoch und schwärmte trotzig von einer gelungenen Party, die so recht nach seinem Herzen gewesen sei. Wenn er die die Bilder von 2015 nicht komplett verdrängt hat und ihm die von 2018 tatsächlich viel besser gefallen haben, wenn er seinen Empfang also nicht als einen krachenden Abstieg empfunden hat, dann muss einem Angst und Bange werden um diese Stadt.  

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Zur Befriedung des Hasselbachplatzes werden ja nun überdies erneut ernste Schritte in Richtung einer temporären Prohibition unternommen, außerdem wird Magdeburg auf Wunsch der Stadtväter keine Modellstadt für den legalen Verkauf von Cannabis – was in seiner Gesamtheit dazu führen dürfte, dass sich immerhin eine solide Szene der Beschaffungskriminalität entwickelt, so dass man sich wenigstens in dieser Hinsicht fühlen können wird, als ob man in einer echten Großstadt lebte.  

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