Stadtläufer: Magdeburg als Kulturhauptstadt 2025?

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©Wenzel

Die Magdeburger Kulturhauptstadt-Bewerbung hängt an einem seidenen Faden; wenn man die Stimmen, die im öffentlichen Diskurs zunehmend laut werden, ernst nimmt, muss man sogar für möglich halten, dass sie längst krachend gescheitert ist.

Denn wenn sich der Kulturausschussvorsitzende und der Kulturbeigeordnete über die Presse heftige Scharmützel liefern, weil an einer Informationsreise in die amtierende Kulturhauptstadt Leeuwarden nur Mitglieder der Stadtverwaltung und des Bewerbungsbüros teilgenommen haben (und nicht etwa Stadträte, Vertreter des Kulturausschusses oder Mitglieder der kulturellen Szene), und wenn die Begründung für die Auswahl der Delegation lautet, dass eine Einmischung der Politik in das Bewerbungsverfahren kontraproduktiv sei, dann lässt sich schwerlich nach außen vermitteln, dass in Magdeburg alle geschlossen hinter der Bewerbung stehen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Denn der Verdacht, dass der Vorsitzende des Kulturausschusses und seine Stellvertreterin einfach das falsche Parteibuch haben, lässt sich nicht ohne weiteres von der Hand weisen. Ein von Stadtrat und Kulturszene isoliertes Arbeiten an den Bewerbungsunterlagen wäre selbst als bloßer Verdacht ein reines Horrorszenario.

Und damit nicht genug: Auch die Bürgerschaft findet immer wieder Gründe, warum die Bewerbung aussichtslos sei. Beinahe täglich werden auf den Leserbriefseiten Stimmen laut, die der Meinung sind, dass man nicht Kulturhauptstadt werden könne, wenn man Pappeln fälle, wenn es auf dem Hassel nach Urin rieche, wenn der Terrassenbetrieb im Rayonhaus schon um 20 Uhr enden müsse oder das Musical nicht mehr auf dem Domplatz, sondern anderswo stattfände. Da man den Kulturbegriff ja tatsächlich sehr weit fassen kann und jeder darunter verstehen darf, was er will, sind all diese Befürchtungen ebenso berechtigt wie sie für sich genommen natürlich lächerlich sind.

Die Kehrseite sind ambitionierte Großprojekte, die man ebenfalls mit dem Hinweis auf die Kulturhauptstadtbewerbung in den Fokus der Öffentlichkeit rückt – wie eine neue Konzerthalle oder die Suche nach den Gebeinen Otto von Guerickes. Auch hier wird häufig mit dem Totschlagargument agiert, dass eine Stadt, die derlei Projekte nicht stemmen könne, keine Aussicht auf eine erfolgreiche Bewerbung habe.

Die Wahrheit ist natürlich, dass man das Gesamtbild betrachten muss – und dass dieses Gesamtbild von möglichst vielen Interessierten, Kundigen und vor allem Unbefangenen betrachtet wird. Dem entstandenen Eindruck, dass das Motto „Verantwortung“ von Verwaltung und Bewerbungsbüro zunehmend als „Alleinverantwortung“ interpretiert wird, sollte schnell und entschieden entgegengewirkt werden.

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