Stadtläufer – Das Hochzeitsdilemma

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Seit die Hochzeitspläne von Heidi Klum und Tom Kaulitz öffentlich geworden sind und letzterer bei „Stern TV“ erklärte, dass neben Köln, Berlin und Bergisch Gladbach auch Magdeburg als Ort der Trauung in Frage komme, überschlägt sich die Lokalpresse mit gut gemeinten Ratschlägen für das heiratswillige Promi-Paar. Die Telefondrähte glühen und am anderen Ende der Leitung stößt man immer auf helle Begeisterung, statt auf Reserviert- oder Genervtheit, was eigentlich naheliegender wäre.

Das Herrenkrug-Hotel gilt als erste Wahl und fühlt sich jedenfalls imstande, die Hochzeit zu stemmen. Aber auch der Zoo bringt sich mit seinem Africambo-Trauzimmer ins Gespräch, weil man in ganz Deutschland nur dort in unmittelbarer Nähe eines Elefanten heiraten könne. Man sei auch bereit, die anschließende Feier auszurichten und den gesamten Zoo zu diesem Behufe zu sperren. Auch der Dom ist bereit und verweist auf eine lange Liste an Prominenten-Hochzeiten in seiner über 800jährigen Geschichte. Da will natürlich auch das Hundertwasserhaus nicht abseits bleiben und bringt sich mit seinem Turmzimmer ins Gespräch. Doch kaum hat der künstlerische Leiter Matias Tosi erklärt, dass das Haus „sofort startklar“ wäre, fällt ihm auch schon Steffen Schüller ins Wort und schlägt den Jahrtausendturm mit seinem Kuppelsaal vor, wobei er wie der Zoo mit einem riesigen Areal zu punkten weiß, das für diesen Anlass selbstverständlich gesperrt werden könnte.

So lange niemand weiß, wie viele Gäste das Brautpaar einzuladen gedenkt, könnten sich freilich auch noch andere Locations in Stellung bringen – daher sollte unbedingt und konsequent weiter abgefragt werden. Ich möchte von nun an täglich lesen, dass ein weiterer Veranstalter bereit und imstande wäre, die Party zu wuppen – sei es das „Café Bördeland“ an der Berliner Chaussee, der „Kreuzbube“ in der Braunschweiger oder „Models Bier-Pub“ in der Olvenstedter. Lediglich das „M2“ braucht seinen Hut erst gar nicht in den Ring zu werfen, denn wie Stadtsprecher Michael Reif mitteilte, habe die Stadt zwar alles, was man für eine Traumhochzeit benötigt (darunter zahlreiche Locations für zünftige Junggesellenabschiede), aber das erwartete Erscheinen Tausender Zaungäste mache den Hasselbachplatz als Feierort ungeeignet, da die akute Gefahr bestünde, der gesamte Verkehr käme zum Erliegen.

Für den Hasselbachplatz ist dies letztlich aber eine gute Nachricht. Denn da davon auszugehen ist, dass alle in Rede stehenden Gastgeber in vorauseilendem Gehorsam ihre Lokale und Kirchenschiffe schon einmal schließen und Zoo, Herrenkrug und Ebauenpark auf Wochen gesperrt sein werden (und zwar genau so lange, bis feststeht, dass die Hochzeit in Berlin oder in L.A. stattfindet), wissen diejenigen, denen es egal ist, ob und wen Tom Kaulitz heiratet, wenigstens, wohin sie noch einen trinken gehen können.

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