Stadtläufer: Ritter Robra

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Staats- und Kulturminister Rainer Robra ist für seine Verdienste um das gute Verhältnis zwischen Frankreich und Sachsen-Anhalt zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt worden. Damit nimmt er nunmehr denselben Rang ein wie etwa Walt Disney, Pierre Brice und Louis de Funes, dient aber natürlich in der deutschen Kohorte mit Rittern wie Hardy Krüger, Harald Schmidt und Peter Altmaier. Es gibt in dieser Legion allerdings immense Aufstiegsmöglichkeiten, denn man kann vom einfachen Ritter über die Ränge Offizier, Kommandeur und Großoffizier bis zum Großkreuz-Träger aufsteigen. Lediglich der Rang des Großmeisters bleibt dem französischen Staatspräsidenten vorbehalten. Sollte Rainer Robra etwa zum Offizier befördert werden, nähme er denselben Rang ein wie solche Schwergewichte wie Paul McCartney, Barbra Streisand und Mireille Matthieu – und in der deutschen Fraktion Michael Schuhmacher und Martin Schulz. Und auch das muss noch nicht das Ende sein. Marlene Dietrich etwa, die 1950 zum französischen Ritter ernannt wurde, schaffte es nicht nur 1971 zum Offizier, sondern  1989 sogar zum Kommandeur der Legion. Damit befände sich Robra auf Augenhöhe mit Kalibern wie Jean-Paul Belmondo, Claudia Cardinale und Karl Lagerfeld. Mit Arnold Schwarzenegger, Clint Eastwood und Elton John!

Das ist eine große Ehre – sowohl für den zum Ritter Geschlagenen selbst als auch für unser gesamtes Bundesland. Und diese Ehre wird auch nicht durch die Tatsache geschmälert, dass schon einmal ein Tier zum Ritter der Ehrenlegion ernannt wurde – nämlich jene Brieftaube, die im Ersten Weltkrieg die Bitte um Entsatz der in Fort Vaux bei Verdun eingeschlossenen Truppen mit letzter Kraft zum französischen Generalstab brachte, ehe sie infolge der dabei eingeatmeten Kampfgase noch am selben Tage verstarb. Und sie wird ebenso wenig durch den Umstand geschmälert, dass zahlreiche berühmte Künstler und Wissenschaftler eine Berufung in die französische Ehrenlegion abgelehnt haben – allen voran Pierre und Marie Curie, Maurice Ravel, Maupassant, George Sand, Simone de Beauvoir, Camus und Sartre.  

Künstler sind nun einmal ein eigenwilliges und störrisches Völkchen, das sich schwer damit tut, als gemeiner Ritter unter Offizieren wie etwa Hartmut Mehdorn, Zinedine Zidane oder gar Annegret Kramp-Karrenbauer zu dienen.

Als Napoleon die Legion 1802 ins Leben rief, bedeutete die damit verbundene Gratifikation übrigens noch eine spürbare Aufbesserung des Solds der Berufenen. Da der Ehrensold allerdings nie einem Inflationsausgleich unterworfen wurde, ist die Summe, die ein französischer Ritter dazuverdient, heute nur noch symbolisch.Dennoch sei Minister Robra geraten, die Nebeneinkünfte in Höhe von jährlich 6,10 Euro ordnungsgemäß anzugeben – und die Ausübung seines eigentlichen Mandats weiterhin in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit zu stellen statt auf dem Turnierplatz mit Julio Iglesias oder Claudia Roth die Klingen zu kreuzen.

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