As high and as narrow as possible

Im Geschwister-Scholl-Park soll ein Denkmal für die beiden Widerständler entstehen. Der Stadtrat ist einem Entwurf dieses Denkmals ein ganzes Stück näher gekommen - wenn auch mühsam.

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© DATEs Medienverlag

Das Denkmal für die Geschwister Scholl, das im Park, der ihren Namen trägt, aufgestellt werden soll, hat virtuell Gestalt angenommen und zugleich für Unmut in einigen Fraktionen des Stadtrats gesorgt. Denn anders als in dessen Beschluss zur Sache gefordert, hat die eingesetzte Fachjury unter 124 eingereichten Entwürfen nicht etwa drei Siegervorschläge ausgewählt, um sie ihm zur finalen Abstimmung vorzulegen, sondern hat sich zur Rangfolge mit Vergabe eines ersten, zweiten und dritten Preises verstiegen. Doch damit nicht genug. Die erwünschte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen wurde schlicht missachtet und in der Jury saß kein einziges Stadtrats-Mitglied. Dabei hatte dieses ehrenwerte Gremium doch vor geraumer Zeit bei der Diskussion um die Tony-Cragg-Stelen am Uni­platz seine Leidenschaft und Diskursbereitschaft für Kunst im öffentlichen Raum mit Nachdruck unter Beweis gestellt.     

Der Sieger-Entwurf stammt vom Künstlerkollektiv P.T., bestehend aus Cisca Bogmann, Via Lewandowsky und Oliver Störmer, besteht aus vier Aluminiumstelen, jede gut vier Meter hoch, die den Typenhebeln jener Remington-Schreibmaschine nachempfunden sind, auf der die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ ihre sechs Flugblätter getippt hatte. Die vier Typenhebel bilden in Versalien das Wort NEIN.

Nein kann der Stadtrat zum Sieger-Entwurf jetzt allerdings nur noch schwerlich sagen, denn sich nun gegen die Jury-Entscheidung zu stellen und den 2. oder 3. für  die Umsetzung zu erwählen, könnte dazu führen, dass die Stadträte sich abermals (wie in der Causa Cragg durch den damaligen Generalintendanten Wellemeyer) als „dumpfbackige Provinzler mit Blockwart-Mentalität“ beschimpfen lassen müssten.       

Darüber hinaus wurde beklagt, wie schwierig es werden würde, die Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums dafür zu begeistern, die Pflege eines Denkmals zu übernehmen, bei dessen künstlerischer Gestaltung sie nicht hätten mitreden dürfen. Das ist zumindest insofern richtig, als der künstlerische Wettbewerb im September 2022 begann und die Realisierung des siegreichen Entwurfs frühestens im Jahr 2025 beginnen wird, wenn die Schüler, die sich an der Auswahl im Idealfall beteiligt hätten, die Schule bereits verlassen haben würden.   

Doch inmitten all dieses Unmuts gab es auch zähneknirschende Zufriedenheit. Der seit vielen Jahren für seine Wortbeiträge zu Fragen von Kunst und Kultur auffällige CDU-Stadtrat Reinhard Stern fand (neben anderen) Trost in dem Umstand, dass die Gestalt des Denkmals mit seinen hohen und schlanken Stelen es den Vandalen dieser Stadt schwer bis unmöglich mache, die Skulptur mit Farbe zu beschmieren oder mit Graffiti zu verunstalten. Denn das erleichtert die Pflege natürlich erheblich.  

Man kann Künstlern, die sich künftig in Magdeburg an Ausschreibungen zu beteiligen gedenken, nur raten, diese Attribute in ihren Entwürfen zu berücksichtigen, wenn sie mit ihnen erfolgreich sein wollen. Und dann wird diese Stadt bald weltberühmt für ihre zahlreichen hohen und schmalen Skulpturen sein.

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