Der urban-faunistische Zensus

Der Stadtläufer nimmt die Haushaltdebatte und die damit einhergehende Hundesteuer auseinander.

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Magdeburg hat im Jahresendspurt dann doch noch einen Haushalt für das Jahr 2024 hinbekommen. Er ist zwar nicht ausgeglichen, aber immerhin genehmigungsfähig, und bringt neben einigen Einsparungen für die Bürger erhöhte Steuern und Gebühren mit sich. So erhöhen sich die Eintrittspreise in unseren sanierungsbedürftigen Freibädern und Schwimmhallen, sowie in unseren überfüllten Bibliotheken und Museen. Die Parkgebühren in der Innenstadt steigen um 50 Prozent und der Hebesatz der Grundsteuer B auf 590 Prozent – und liegt damit höher als in Hamburg. Außerdem wird die Hundesteuer erhöht und vereinheitlicht, indem die Unterteilung in Erst- und weitere Hunde entfällt, so dass für jeden besten Freund des Menschen nunmehr 120 Euro pro Jahr berappt werden müssen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass dieses Thema die heftigsten Reaktionen in der Bürgerschaft auslösen wird. Stadtrat Burkhard Moll erhob „als Tierfreund“ bereits in der Haushaltsdebatte seine (Gegen-) Stimme und wies darauf hin, dass der Hund gerade für viele ältere Mitbürger oftmals der einzige Begleiter im Alltag sei – und eine jährliche Anhebung der Escort-Kosten um 24 Euro daher eine Zumutung. Ist es aber nicht, im Gegenteil besonders tierfreundlich, den Wert des Hundes höher einzustufen? Erhöht das nicht die Wertschätzung, die er erfährt? Von anderer Seite erging der sehr interessante Vorschlag, die Hundesteuer zu einer Haustiersteuer upzugraden. Zur Kasse sollten nicht nur die Besitzer von Katzen, sondern auch die von „Aras, Schildkröten und Würgeschlangen“ gebeten werden. Dieser Vorschlag hat natürlich viel Potenzial und könnte bei der Sanierung des städtischen Haushalts so etwas wie ein Königsweg sein. Zwar werden sich etwa die Freunde der Aquaristik dann künftig dreimal überlegen, wie viele Guppys sie noch halten, aber für einen Erstguppy sollte es in der Regel reichen, denn sonst würde die Anschaffung des Aquariums schließlich nachträglich zur kompletten Fehl­investition. Wie das alles erfasst und kontrolliert werden soll, ist eine andere Frage. Hunde, die nun einmal Gassi gehen müssen, lassen sich schwer verbergen; Katzen aber können sich ganz ausgezeichnet verstecken, man muss ihnen halt nur klarmachen, dass man sie aussetzen muss, wenn sie es nicht tun. Auch die Besitzer von Erstchamäleons sind fein raus, ja können unbedenklich auch ein Zweit- oder gar Drittchamäleon halten. Alle anderen aber werden Farbe bekennen müssen. Die alljährliche Wellensittichzählung ist in Sicht. Der urban-faunistische Zensus wird kommen.

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