Die Angst des Torwarts vor der Gladauer Eintracht

Unserer Stadtläufer beteiligt sich an der aktuellen Debatte um den Ausschluss des DSG Eintracht Gladau vom Spielbetrieb.

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Es brauchte ein verdächtiges 8:8 zwischen der I. und der II. Männermannschaft der DSG Eintracht Gladau, um die kritische Beobachtung des verdächtigen Vereins in Gang zu setzen und eine intensivere Recherche zu betreiben, die schließlich im 30-seitigen Untersuchungsbericht endete, der die Grundlage für den nun verkündeten Ausschluss des Vereins vom Spielbetrieb bildete. Eintracht Gladau ist zwar gewillt, Rechtsmittel dagegen einzulegen, darf vorerst in der Kreisoberliga Jerichower Land aber nicht mehr antreten. Bei den Gegnern des Teams herrscht laut einer Umfrage große Erleichterung – nicht weil die Gladauer Eintracht so spielstark war und immerhin auf Rang zwei hinter Blau-Weiß Gerwisch lag, sondern weil die Spiele gegen das Team aus einem Genthiner Ortsteil stets in einer „Atmosphäre der Angst“ stattfanden. Es kam nach Aussagen der Gladauer Gegner „zu Hetzjagden auf dem Platz, zu offenen Drohungen und versteckten Schlägen, zu Einschüchterungen vor und nach dem Spiel“. Man habe stets ein „beschissenes Gefühl“ gehabt, wenn man gegen Gladau antreten musste, habe einmal ernsthaft überlegt, eine Unterschriftensammlung mehrerer Vereine zu starten, um diese Spiele nicht mehr bestreiten zu müssen – die sei dann aber irgendwie im Sande verlaufen, weil sich niemand gefunden habe, die Sache (respektive den Stift) in die Hand zu nehmen. Kurz, das Untersuchungsergebnis, das dem Verein „rechtsradikale Tendenzen“, ein „gewaltaffines Milieu an Zuschauern“ sowie „rechtsextreme Unterwanderung“ bescheinigt, war längst allgemein bekannt, die Spatzen pfiffen es von den Dächern des Jerichower Landes, doch der Kreisfußballverband, so der Vorwurf der betroffenen Vereine, habe weggehört. Auch der Ortsbürgermeister, der nach der Aufnahme eines bekannten Rechtsextremisten in den Verein sein Amt im Vorstand niedergelegt hatte, will nichts, aber auch gar nichts zu alledem sagen. Und die Vertreter der Vereine, die den Ausschluss der Gladauer jetzt so laut begrüßen und den Untersuchungsbericht nachträglich bestätigen, wollen dabei weiterhin anonym bleiben. Wäre das eingangs erwähnte Spiel also etwa 1:8 ausgegangen, was zwischen einer II. und einer I. Mannschaft ein unverdächtiges, gleichwohl nicht minder provokantes Ergebnis wäre, und hätte der Verein das 8:8 nicht stolz im Facebook-Video gefeiert, wäre vermutlich bis heute nichts geschehen. Die DSG Eintracht Gladau hat sich also gewissermaßen selbst angezeigt, weil niemand sonst genügend Zivilcourage hatte. Sich zu beklagen, dass niemand hinhört und hinsieht, wenn man selbst nichts sagt und aufzeigt, sondern stattdessen den Kopf senkt, die Augen schließt und schlottert vor Angst, wäre in seiner Absurdität fast schon wieder tolldreist, also mutig, wenn nicht auch dies anonym geschähe. So aber macht es einem Angst. Eine Demokratie, die darauf angewiesen ist, dass ihre Gegner sich selbst anzeigen, ist wahrlich nicht mehr wehrhaft.

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