Was vom Trauma übrig blieb

Welche Folgen hat die desolate Haushaltslage für die Magdeburger Kultur-Zentren?

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Als die Nachricht bekannt wurde, dass die Stadt infolge ihrer desolaten Haushaltslage gezwungen sei, freiwillige Leistungen zu kürzen, machte sich in der freien Kultur-Szene die übliche (und allemal nachvollziehbare) Panik breit. Die Gerüchteküche brodelte und wusste zu berichten, dass mindestens eines der vier soziokulturellen Zentren der Stadt geschlossen werden würde; und es hätten gewiss schon Protest-Demos und Solidaritätskundgebungen stattgefunden, hätte man nur geahnt, welches der vier es treffen würde. Ein Trauma stand im Raum.

Die Fakten sahen zunächst freilich nur so aus: die bereits abgesagte Austragung des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ im Jahr 2025 bleibt abgesagt und die mit großer Verve angekündigte Mega-Ausstellung „Feeling East“, mit der Magdeburg sich am Chemnitzer Kulturhauptstadtjahr beteiligen und ein Bruchstück aus seiner gescheiterten Bewerbung um diesen europäischen Titel retten wollte, findet nicht statt. Und sonst? Das Geschwister-Scholl-Denkmal im gleichnamigen Park wird zurückgestellt, respektive vorerst nicht aufgestellt, denn es steht ja noch gar nicht da. Bislang läuft lediglich ein Ideenwettbewerb. Was weitere Zurückstellungen oder Kürzungen in den kommenden Jahren betrifft, bleibt die Verwaltung mit der freien Kulturszene im Gespräch und will ihrerseits eine AG Kulturmarketing sowie eine AG Kulturelle Bildung auf den Weg bringen. In beide soll das Thema der Digitalisierung der Kulturarbeit eingebettet werden, um dann vermutlich tief zu schlafen.

Betrübliche Aussichten für die Magdeburger Kultur in den kommenden Jahren also? Nun, zunächst einmal überraschte dann Nils Klebe mit der Nachricht, dass die Breakdance-WM des Jahres 2024 in Magdeburg stattfinden wird und anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Da Rookies zu einem riesigen Urban-Dance-Festival aufgewertet werden soll. Denn es werden nicht nur die Titelträger im Break gekürt, sondern auch die Weltmeister im Elektro Boogie und im Popping. Darüber hinaus wird es einen Weltcup im Hip Hop, einen Kids-Cup sowie eine Inklusions-WM geben. Flankierend werden Battles auf offener Straße, Graffiti-Kunst sowie Musik und Tanz an jeder Straßenecke geboten. Den Abschluss soll schließlich ein großes Hip-Hop-Konzert bilden.

Dem folgte die Nachricht, dass alle vier Soziokulturellen Zentren am Leben bleiben werden. Es wird nicht nur keine Mittelkürzungen, sondern vielmehr zusätzliche Mittel in sechsstelliger Höhe geben, wie der Stadtrat trotz Gegenstimmen der AfD-Fraktion mit überwältigender Mehrheit beschloss. Und auch die erwarteten Kostensteigerungen der nächsten Jahre würden in die kommenden Haushalte eingepreist. Mit den Aussichten lässt sich das Warten auf ein Geschwister-Scholl-Denkmal noch eine Weile aushalten.

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