Wer soll‘s richten?

Nach der Rücktrittserklärung des nicht unumstrittenen Oberbürgermeisters Lutz Trümper wird seine Nachfolge zum Problem.

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© Landeshauptstadt Magdeburg

Im Sommer wird mit dem vorzeitigen Rücktritt von Oberbürgermeister Lutz Trümper eine Ära zu Ende gehen. Im Juli 2001 übernahm er das Amt von Wendeoberbürgermeister Dr. Wilhelm „Willi“ Polte. Dass eine Stadt in 30 Jahren nur zwei Oberbürgermeister erlebt hat, sucht in anderen deutschen Großstädten seinesgleichen. Auf diese Kontinuität konnten die Magdeburger in den vergangenen Jahren auch in stürmischen Zeiten setzen. Trümpers Rücktrittserklärung im Dezember erschütterte die Stadt daher wie ein Erdbeben, einige Magdeburger sogar so sehr, dass sie kurzerhand mit der Facebook-Gruppe „Lutz Trümper soll bleiben“ den scheidenden OB zum Verbleib bewegen wollen. Mittlerweile ist aus eben dieser Gruppe sogar eine Petition hervorgegangen, die sich mit Bleibeforderungen an Trümper richtet.

Und dann gibt es da noch die andere Seite, die der selbsternannten „Magdeburger Kinder“. Sie haben sich nach Berichten über Tümpers möglichen „Rücktritt vom Rücktritt“ formiert und fordern ihn auf, an seinem vorzeitigen Ausscheiden festzuhalten. Mit „Stadtpolitik ist NICHT ihr persönlicher Spielplatz“ beginnt ihr flammendes Schlussplädoyer, gefolgt von einigen Gründen, die dem scheidenden Oberbürgermeister nicht gerade schmeicheln.

Trümper treibt bei dem ganzen Zirkus um seine Nachfolge nur eine Sorge um: dass sein Nachfolger ihn nicht würdig beerben könne. Dabei hat sich noch nicht mal ein möglicher Erbe für Trümpers Amt aus dem Dickicht hervorgewagt. Viele Politiker machen sich Hoffnungen auf ein deutlich attraktiveres Amt im Land- oder Bundestag. Und auch bei einer interfraktionellen Lösung hapert es bisher. SPD, die Linke und die Grünen, die eine knappe Mehrheit im Stadtrat halten und diese wahrscheinlich auch hinter einem gemeinsamen Kandidaten versammeln könnten, sind sich bisher nicht einig geworden. So scheint die OB-Frage noch zu einem richtigen Knackpunkt zu werden. Wenn sich sonst niemand findet, wird sich wohl Trümpers bisheriger Vize, der Finanzbeigeordnete Klaus Zimmermann, des Amtes annehmen und damit die Ära der SPD-Bürgermeister in Magdeburg beenden.

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