Wie der Krieg zuende ging

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© Engelhardt

Anfang 1945 stand Deutschland vor der totalen Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Noch kampffähige Verbände der Wehrmacht wurden in aller Eile von der Westfront in Richtung Osten abgezogen. Immer wieder rollten auch durchs zerbombte Magdeburg Truppentransporte. Während an der Ostfront deutsche Truppen den vorrückenden sowjetischen Einheiten erbitterten Widerstand leisteten, ließ dieser an der Westfront merklich nach. So gelang es Verbänden der britischen und amerikanischen Armee, Anfang April bis in den mitteldeutschen Raum vorzudringen.

© Archiv Menzel

Wie war die Lage in Magdeburg? Noch im Februar 1945 wurden hier Jugendliche der Jahrgänge 1929/1930 zu 14-tägigen Lehrgängen ins HJ-Bann Ausbildungslager einberufen. In den Diesdorfer Sandgruben wurden sie am Sturmgewehr 44 und an der Panzerfaust ausgebildet. In den letzten Märztagen lief in den Betrieben der zerstörten Elbestadt die Produktion aus. In der Stadt herrschte eine spannungsgeladene Stimmung. Und mitten hinein warfen britische und amerikanische Flieger weiter ihre Bomben. 

Die Encke-Kaserne in Stadtfeld-West wurde zum Befehlsstand für die Verteidigung der Stadt Magdeburg. Ende März trafen sich hier Kommandeure der hiesigen Truppenteile der Polizei, die führenden Funktionäre der NSDAP und der Stadtverwaltung. Der zum Kampfkommandant von Magdeburg ernannte Generalleutnant Adolf Raegener, vormals Verteidiger von Küstrin, hatte den Verteidigungsrat der Stadt zusammenberufen. Jetzt wurden die Maßnahmen für die Verteidigung der Stadt beraten. Da die 12. deutsche Armee, Hitlers letzte Hoffnung, noch im Aufbau war, mussten die amerikanischen Streitkräfte hier aufgehalten werden. Am 7. April 1945 wurde Magdeburg offiziell zur „Festung“ erklärt. 

© Nationalarchiv W

In der Zwischenzeit liefen fieberhaft alle Vorbereitungen an. An den Ausfallstraßen nach Süden, Westen und Norden wurden  Panzersperren errichtet und 8,8 cm Flak-Geschütze in Erdkampfstellungen aufgestellt. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln errichteten die Verteidiger ein tief gegliedertes System von Straßensperren, Panzerfallen und befestigten Häusern.Inzwischen setzen Truppen der 9. US-Armee ihren Vormarsch in Richtung Osten und Magdeburg fort. Am 11. April gegen 15 Uhr kam die Nachricht vom Einmarsch amerikanischer Streitkräfte in Oschersleben. Gegen 17 Uhr verkündete ein anhaltender Sirenenton das Signal „Feindalarm“ fürs Magdeburg.

Einheiten der 2nd Armored Division rückten noch am Abend des 11. April bis Westerhüsen vor, mit dem Ziel, an der Elbe einen Brückenkopf zu bilden, der aber in den nächsten Tagen durch deutsche Truppen niedergekämpft wurde. Nachdem die Stadt auf der Westseite eingekreist und blockiert war, begann nach einem mehrstündigen letzten Luftangriff am 17. April der finale Angriff auf die Elbestadt. Die Führungsspitzen und Truppenteile der Verteidiger flüchteten aufs Ostufer der Elbe. Nahezu alle Elbbrücken wurden noch in den letzten Tagen gesprengt. 

Am 18. April war der westelbische Teil Magdeburg amerikanisch besetzt. Am 5. Mai 1945 erreichten Truppen der 69. Roten Armee das Ostufer der Elbe. Das Kriegsende in der Stadt erlebte nicht nur die Magdeburger Bevölkerung, sondern auch tausende Flüchtlinge aus den Ostgebieten und Evakuierte, die in diesen Wochen vor der heranrückenden Roten Armee auf der Flucht waren. Hinzu kamen zigtausende ehemalige KZ-Häftlinge, alliierte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. 

© Kultur- und Heimatverein Magdeburg e.V.

Autor Helmut Menzel recherchiert bereits seit gut zwanzig Jahren zu dem sehr speziellen Kapitel der Magdeburger Stadtgeschichte. Menzel analysierte dazu eine Vielzahl von Militärdokumenten aus amerikanischen Archiven und sogar aus dem Militärarchiv der Russischen Föderation Moskau. Auch dank zahlreicher Zeitzeugeninterviews von Magdeburgern ist es ihm gelungen, das Kampfgeschehen und die Eroberung der Elbestadt detailliert zu rekonstruieren. 

Der ursprünglich für das Frühjahr geplante umfassende Band „Das Kriegsende in und um Magdeburg 1945“ wird etwa Mitte 2020 erscheinen. Herausgeber des 550-seitigen Werkes ist der Kultur- und Heimatverein Magdeburg e.V. Es erscheint in der Schriftenreihe zur Militär- und Garnisonsgeschichte Magdeburg. 

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