Wir haben die Wahl

Wer hat in Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahren das Sagen? Diese Frage klärt sich am 6. Juni in zahlreichen Wahllokalen. Wir stellen euch eine Auswahl der Anwärter vor, die Magdeburg im Landtag gern vertreten würden...

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© DATEs Medienverlag GmbH

Sachsen-Anhalt wählt am 6. Juni einen neuen Landtag. Und diese Landtagswahl 2021 ist mehr denn je eine Richtungsentscheidung. Drängen sich „grüne“ Themen wie der Klimawandel und der ökologische Wandel der Gesellschaft in den Vordergrund oder sind es für den Einzelnen doch vermeintlich näherliegende Themen wie der eigene Job? Über allem schwebt die Frage, welche Auswirkung die Pandemie und die mit ihr verbundenen gesellschaftlichen Verwerfungen auf diese Wahl haben. Gibt es, wie zuvor in Thüringen oder Sachsen, einen weiteren Rechtsruck im Land. Wir betrachten auf den nächsten Seiten einzelne Kandidaten und Kandidatinnen, die sich in einem der vier Magdeburger Wahlkreise beworben haben, schreiben über ihren Antrieb, in die Landespolitik gehen zu wollen und welche Themen sie dabei am meisten bewegen.


© CDU

„Ich halte mich mit Versprechungen lieber zurück“ - Tobias Krull (Wahlkreis 11, CDU)

Wenn einer als 19-jähriger der CDU beitritt, einem Alter, in dem andere eher links sind, das Handeln der Elterngeneration und überhaupt alles infrage stellen, dann ist das ungewöhnlich. Oder konsequent. Schon in jungen Jahren wollte Tobias Krull mitgestalten, als 22-jähriger wurde er Teil des Stadtrates. Was ihn bereits damals auszeichnete, war diese Fähigkeit, über Parteigrenzen hinweg zu kommunizieren: „Politik lebt doch am Ende von Kompromissen zwischen verschiedenen Ansichten.“ Das klingt fast altersweise, aber nicht zufällig wurde er schon mit 33 Jahren Kreisvorsitzender der CDU. Nach Jahren im Stadtrat holte er 2016 auf überzeugende Weise ein Direktmandat für den Landtag. Dort ist sein Schwerpunkt die Innen- und Sozialpolitik, was ihn schon in seiner ersten Legislatur zum Vielredner am Pult machte. Sein Wissen zur oft komplexen Materie erarbeitet er sich bevorzugt selbst, wie auch seine Redemanuskripte bis heute aus der eigenen Hand kommen. Dabei weiß er um die oft schwierige Wahrnehmung von Politik und politischen Entscheidungen durch die Bürger, dass „vielleicht kein Einverständnis, aber doch Verständnis für die Entscheidungen“ eingeholt werden müsse. Ob Straßenausbaubeiträge, Krankenhaus- oder Kinderförderungsgesetz: Als Teil des Sozialflügel der CDU predigt er weniger das Mantra des Marktes. Krull ist angetreten, damit „die Fliehkräfte in der Gesellschaft nicht weiter zunehmen.“ Zugleich haben ihn die letzten fünf Jahre im Parlament demütig gemacht. „Ich halte mich mit Versprechungen zurück, weil ich weiß, der Moment der Wahrheit kommt, wenn es um die Finanzierung geht.“ Mut für große Ideen und neue Wege hat er trotzdem. So spricht er nicht nur von einer notwendigen „Koalition der Großstädte“ im Bundesland, aus seinen Erfahrungen als zweifacher Vater während des Lockdowns sagt er auch: „Wir müssen auch die Digitalisierung deutlich weiterdenken als bisher.“

Hier geht es zur Homepage von Tobias Krull


© Marco Starkloff

„Ich hab‘ Bock auf Landespolitik“ - Madeleine Linke (Wahlkreis 11, Bündnis 90/ die Grünen)

Sie beschreibt sich selbst als ein „durch und durch politischen Mensch“, den privat besonders die Klimakrise und die Mobilitätswende beschäftigen. Kein Wunder, mag man jetzt denken, Madeleine Linke kandidiert ja schließlich für das Bündnis 90/Grüne. Doch die 29-Jährigen denkt weiter, hat sich Themen wie Energie, Bauen und Wohnen und Wissenschafts- und Hochschulpolitik zu Eigen gemacht. Das kommt nicht von ungefähr. 2012 begann die gebürtige Niedersächsin ihr Maschinenbau-Studium, schloss einen Master in Nachhaltige Energiesysteme an. Sachsen-Anhalt, und speziell Magdeburg, blieb sich auch nach dem Studium treu, der Schritt in den Landtag ist in ihrer noch jungen politischen Karriere der nächste logische, denn sie hat "Bock auf Landespolitik". Neben der Natur schätzt sie vor allem die Potenziale, die vielen Freiflächen, die sich im Land noch bespielen lassen. Getreu ihrer Devise „nicht nur meckern, sondern machen“ organisierte sie 2017 mit Freunden das Vakuum-Festival in Buckau, ist Mitglied in vielen Vereinen (u. a. ADFC) und im Aufsichtsrat von Wobau und MVB. 

Von ihren eigenen akademischen Erfahrungen sollen auch zukünftige Studenten profitieren. Für sie will Linke Sachsen-Anhalt attraktiver machen, mehr bezahlbar Wohnmöglichkeiten an attraktiven Standorten bieten, studentische Kultur fördern. Aber auch junge Doktoranden in die Region lotsen, die die wissenschaftlichen Institutionen im Land weiter stärken. Ihr Amt im Magdeburger Stadtrat wird die Ingenieurin bei Einzug in den Landtag übrigens behalten. So erhofft sie sich, ihre Anliegen noch schneller an der richtigen Stelle anbringen zu können. Dieser Doppelbelastung ist sie jedenfalls gewachsen. Denn besonders als Frau und junge Politikerin musste sie erst um Anerkennung kämpfen. Vielleicht, weil es zu wenige Vorbilder in Sachsen-Anhalt gibt, die Menschen wie ihr den Weg geebnet haben. Madeleine Linke ist auf jeden Fall jetzt schon eines.

Madeleine Linke findet man auf Facebook, Instagram, Twitter, YouTube und auf ihrer Homepage, sowie mit ihrem Podcast "Nachhaltigkeit aus dem Vakuum" auf allen gängigen Podcast-Plattformen


© privat

„Demokratie durch Diskurs“ - Andreas Stapel (Wahlkreis 12, Die Basis)

Es sind „viele kleine Bausteine“, die Andreas Stapel dazu bewegt haben, politisch aktiv zu werden. Der selbstständige Zerspanungsmechaniker fühlt sich politisch nicht mehr vertreten. Besonders deutlich wurde ihm das bei der Corona-Politik. Wie viele andere ist er besorgt über die ständig wechselnden Maßnahmen und zweifelt an deren Effektivität. Sie „kommen zu schnell und sind zu stark“, meint der 64-Jährige. Er selbst ist von den wirtschaftlichen Maßnahmen zwar nicht betroffen, jedoch musste sein Stammschuster schon Insolvenz anmelden. Er wünscht sich Politiker, die für ihr Amt auch wirklich ausgebildet sind und nicht zugeteilt werden. Große Sorge bereitet ihm auch der Impfstoff, den er als zu wenig getestet erachtet. Als Opa mit zwei kleinen Enkeln sieht er demnach eine eventuelle Impfpflicht für Kinder sehr kritisch. All das veranlasste ihn der Partei „dieBasis“ beizutreten, welche sich erst Mitte des letzten Jahres gegründet hat. Sie macht sich stark für transparentere Politik und „direkte Demokratie für alle“. Das Ziel ist, den Bürgern wieder mehr Eigenverantwortung zu ermöglichen. Ein Ansatz dafür wäre laut Stapel, Stadtverbände einzurichten, um ein kleinflächiges Netz von Selbstverwaltungen zu schaffen. Zudem will er sich für die Landwirtschaft einsetzen. Mit einer Milchbäuerin in seiner Familie ist ihm die Not dieses Berufsstandes sehr wohl bewusst. Seiner Meinung nach sollte Deutschland in der Lage sein, sich landwirtschaftlich selbst und ohne große Chemie zu versorgen. Außerdem sieht Stapel die Meinungsvielfalt zunehmend gefährdet und beruft sich dabei auf die Nichtbeachtung der alternativen Medien. Offenheit gegenüber anderen Meinungen ist ihm wichtig, denn „verteufeln hilft auf beiden Seiten nichts.“

Hier gibt es weitere Informationen zu "Die Basis"


© FDP

„Konsequent handeln“ - Alexander Meißner (Wahlkreis 11, FDP)

„Freiheit mit Sicherheit“ prangt auf seinen Wahlplakaten. In beidem scheint der Hobbysegler und Polizeibeamte genug Erfahrung zu haben. Mit über 30 Jahren Berufserfahrung hat Alexander Meißner schon einiges erlebt und doch hat ihm die Entwicklung des Extremismus und das Erstarken der AfD in den letzten Jahren große Sorgen bereitet. Mit einer Kandidatur für den Landtag will der gebürtige Magdeburger dieser Tendenz entgegenwirken. Er sieht die Lösung in einer starken und konsequenten demokratischen Mitte. Auch wenn die innere Sicherheit fast sein einziger Schwerpunkt ist, so weiß er bei diesem genau, wovon er spricht. Egal ob im Bereich der Justiz oder des Strafvollzugs, der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamte kennt sich aus. Seine Ziele sind die Spezialisierung, Digitalisierung und Entbürokratisierung der Polizei, aber auch die Bekämpfung des Personalmangels. Ein weiterer Unterpunkt ist die Zunahme von Delikten mit Körperverletzung. Durch regelmäßige Besuche des Anti-Gewalt-Trainings von Tim Marx ist er mit dem Thema vertraut geworden und will dieses Problem zukünftig bereits in Schulen aufgreifen lassen. Das zweite eher unerwartete Hauptaugenmerk des Kriminalbeamten liegt auf der Kultur. Da er im Kulturbereich der Polizei tätig ist, sieht er wie diese Branche Pandemie bedingt abgehängt wird. Deshalb liegt ihm auch dieser Bereich am Herzen, denn klar ist: „man kann nicht alles im Internet machen.“ Laut Meißner muss die Politik wieder konsequenter werden. Die Bürger müssen sehen, dass sie wieder Verantwortung übernimmt und so verhindert, dass extremistische Tendenzen Fuß fassen können.

Hier gibt es mehr Informationen zur FDP und zu Alexander Meißner


© Leon Zorn

Mitten im Geschehen - Julia Brandt (Wahlkreis 10, SPD)

„Am wichtigsten ist es mir, bei den Menschen zu sein“, meint Julia Brandt, während sie ihr Fahrrad durch den Nordpark schiebt, vorbei an der Wiese, auf der die Leute sitzen und Sonne tanken. Seit 2019 ist sie als Stadträtin aktiv, nun möchte sie die Belange ihres Wahlkreises auch auf Landesebene voranbringen. Dabei ist es Brandt ein besonderes Anliegen, „als Politikerin nicht nur Zuschauerin zu sein“. Sie will „den direkten Kontakt“ und engagiert sich neben Ausschüssen des Stadtrats auch in der Feuerwehr oder im Sportverein. Mitten im Geschehen also: „Nur so weiß ich, wo ich etwas bewegen kann“, sagt sie. Mit dem Vater als SPD-Gründungsmitglied in Wernigerode seien politische Debatten beim Sonntagsfrühstück normal gewesen. „So bin ich in die Politik reingewachsen“. Auch in Schule und Studium war sie immer diejenige, die sich für die Interessen ihrer Gruppen starkgemacht hat. Über die Jahre habe sich das immer weiter ausgeprägt, besonders für soziale Themen und den Klimaschutz setzt sie sich ein. Ganz auf eine „zukunftsfähige Gesellschaft“ ausgerichtet würde es sie natürlich freuen, in den Landtag einzuziehen. „Macht ist für mich aber unwichtig, ich will mich einfach für die Interessen der Mitmenschen einsetzen, wo auch immer“, merkt Brandt an.

Ihr Engagement kommt gut an – das habe sich vor allem im Wahlkampf gezeigt, als sie von Freunden oder Bekannten aus ihren zahlreichen Gremien „unfassbar viel Unterstützung“ bekam. Zwar präsentiert sie sich als gut organisiert und zielstrebig, doch „den Rücken gestärkt zu wissen“, das sei motivierend. Dafür möchte sich Brandt dankbar zeigen – sobald der Stress um den Wahlkampf vorbei ist. Am liebsten wäre ihr ein Grillfest in ihrem Kleingarten, den sie seit 6 Jahren mit ihrem Partner pflegt. Dort ist sie eh am Liebsten in ihrer Freizeit, wenn sie mal nicht auf der Arbeit oder in Sitzungen sein muss. Mit Freunden am Gartentisch sitzen, Kaffee trinken, das sei ihre Entspannung. „Auch wenn mir mein Wirken natürlich viel Spaß macht“, fügt sie schnell hinzu. Das glaubt man ihr sofort – aber dass sich auch eine solche Powerfrau mal eine Pause eingesteht, macht sie noch glaubwürdiger und sehr menschlich.

Hier geht es zur Website von Julia Brandt


© Engelhardt

„Grün, aber richtig“ - Marcel Guderjahn (Wahlkreis 13, Gartenpartei)

Mit Politik hatte Marcel Guderjahn lange nichts am Hut, als Koch und Ausbilder konzentrierte er sich 20 Jahre lang auf die Gastronomie. Gesellschaftliches Engagement in seinem Stadteil zeigte er dagegen schon, erst im Jugendzen­trum HOT, später in der GWA Buckau. Dass er 2010 als parteiloser Stadtrat in die Kommunalpolitik einstieg, ab 2015 dann bei der Gartenpartei, war Zeichen einer persönlichen Entwicklung.

Den latenten Vorwurf der Ein-Themen-Partei lässt er nicht gelten. „Ja, wir sind für den Schutz der Kleingärten, aber wir sind eine Partei und nicht der Gartenverband.“ Im Stadtparlament konzentriert er sich auf die Themen Bau und Kultur, aber auch grüne Themen wie der Umweltschutz und die gezielte Förderung erneuerbarer Energien beschäftigen ihn.

Als parteiloser Direktkandidat holte er bei der Landtagswahl 2016 im Süden der Stadt respektable 2,4 Prozent der Stimmen. Nun tritt er erneut an und möchte für die Gartenpartei in den Landtag. Einfach, weil man dort mehr bewegen kann als auf kommunaler Ebene. Sein Themen: „Ich bin für die Festschreibung der Kultur in der Landesverfassung und dafür, dass unser Bundesland zum Vorreiter in der Wasserstoff-Technologie wird.“ Und noch ein anderes Umwelt-Thema brennt ihm auf der Seele: „Ich bin strikt dagegen, dass unser Bundesland über Morsleben hinaus zum atomaren Endlager wird“.

Hier gibt es mehr Informationen zur Gartenpartei


© privat

„Nicht meckern, machen“ - Eckhard Schröder (Wahlkreis 11, Freie Wähler)

Unzufrieden sein mit der Politik kann jeder. Sich wirklich aufraffen und etwas ändern wollen, das machen nur wenige. Eckhard Schröder von den FREIEN WÄHLERN ist einer von ihnen. Ob Lärmbelastung durch die Tangente oder landesweiter Lehrermangel, er trägt seit seinem Parteieintritt 2014 die Probleme aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten an die Leute heran, die etwas ändern können. Durch sein politisches Engagement bekam der Magdeburger ein Gefühl dafür, wie sich die bürgerlichen Anliegen mit den politischen Möglichkeiten vereinigen lassen. Nun versucht er selbst aktiver Problemlöser werden und stellt sich zum zweiten Mal zur Landtagswahl auf. Dank seines Berufs als selbstständiger Sicherheitsberater hat er nicht nur einen direkten Draht zu den Menschen, sondern es ist seine Aufgabe zu wissen was sie beschäftigt. Dabei hat Schröder gelernt, wie wichtig es ist den Leuten zuzuhören. Durch sein ehrenamtliches Engagement im Gemeinwesen konnte er ein zusätzliches Gespür für die Sorgen der Bürger entwickeln. Mit einer Ausbildung im Bereich Bundesgrenzschutz und Bahnpolizei, sah der Sicherheitsberater mit Sorge den Abbau der Polizeistellen vor einigen Jahren, der sich jetzt durch fehlendes Personal bemerkbar macht. Doch nicht nur im Bereich der Sicherheit sieht er Personalmangel. Das allzu präsente Thema des Lehrermangels in Sachsen-Anhalt ist für den zweifachen Vater ein Problem, das sich nicht weiter aufschieben lässt, wenn man dem Nachwuchs eine Perspektive geben will. Ihm sind die Größe und Langwierigkeit dieser Thematik bewusst, weshalb er den Fokus auf die digitale Ausstattung der Grundschulen und die Attraktivität des Lehrerberufs legen will. Mit einer guten Ausbildung und angemessener Bezahlung sollen nicht nur junge LehrerInnen, sondern auch ÄrztInnen dazu bewegt werden im Land zu bleiben und so die medizinische Versorgung zu bewahren. Das ist nur ein Teil des Themenkatalogs, dem sich Schröder widmen möchte. Das Ziel dabei ist, die Bürgernähe zu wahren und vor allem eins: ihnen zuzuhören.

Hier geht es zur Website der Freien Wähler

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