125 Jahre Wohnungsbaugenossenschaften in Magdeburg

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Mit dem deutschen Genossenschaftsgesetz von 1889 hatte alles seinen Anfang genommen. In jener Zeit des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts war Magdeburg dank fortschreitender Industrialisierung zur Großstadt geworden. Den größten, immer noch wachsenden Bevölkerungsanteil hatte das Proletariat. Die Arbeiterfamilien wohnten gedrängt auf engstem Raum in lichtlosen, eng verschachtelten Hinterhöfen. Oft genug mussten sich mehrere Parteien eine Wasserentnahmestelle und einen Abort teilen. Aber auch Handwerker und kleine Angestellte und ihre Familien lebten unter unwürdigen Bedingungen. Es fehlten zunehmend bezahlbare Wohnquartiere.

Die Geburtsstunde von Genossenschaften

Die Genossenschaftsidee stammte aus Großbritannien. Den Genossenschaften lag die simple Idee zugrunde, sich finanziell zusammenzuschließen, um gemeinsam etwas zu erreichen, was der Einzelne nicht erreichen konnte. Nach diesem „gemeinsam sind wir stark“-Prinzip legten auch in Deutschland Kleininvestoren ihr Geld zusammen, um gemeinsam Wohnungen zu bauen. Weil die Genossenschaften keine Gewinnerzielungsabsicht hatten, war der Mietzins maßvoll und machte die Mieter unabhängig von Wohnungsspekulanten. Das neue Reichsgenossenschaftsgesetz erlaubte den Genossenschaften als Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu firmieren, zugleich gab es Finanzierungsmöglichkeiten in Form von neugegründeten Sozialversicherungsträgern.  

© Archiv WG 1893

Die erste Genossenschaft in Magdeburg

Bereits 1893 hatte sich mit 92 Gründungsmitgliedern und 36.000 Mark Startkapital der erste Spar- und Bauverein in Magdeburg gegründet. Schon 1894 begann man mit dem Bau des ersten Hauses in der Alten Neustadt. Ihm folgten bald weitere. Die genossenschaftliche Idee breitete sich schnell aus. So interessierte sich ein Kreis von Arbeitern des Krupp-Grusonwerkes für die Ideen der deutschen Gartenstadtbewegung und gründete am 4. Januar 1909 die „Gartenstadt-Kolonie-Reform”. Zwei Jahre später entstanden dort die ersten Häuser. Als architektonisches Gestaltungsmerkmal der Siedlung diente das Versetzen einzelner Baublöcke und intensive Farbgebung. Bis 1930 entstand so ein ganzer Stadtteil neu.

© Archiv WG 1893

Neue Siedlungen durch Bürgermeister Beims

Das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 veränderte sich die politischen Verhältnisse grundlegend. Der Kaiser musste abdanken, Deutschland wurde Republik und mit ihr fiel das bis dahin geltende Drei-Klassen-Wahlrecht. Das hatte in Magdeburg erhebliche Folgen: 1919 wurde mit großer Mehrheit der Sozialdemokrat Hermann Beims neuer Oberbürgermeister.

Ab 1924 begann der Bau von Wohngebieten am Rande von Stadtfeld. Die Siedlung Westernplan an der Albert-Vater-Straße (ab 1924, Heimstättenbaugenossenschaft) und die Hermann-Beims-Siedlung an der Großen Diesdorfer Straße (Gemeinnützige Heimstätten-AG „Heimag“, ab 1925) wurden von Baugenossenschaften gebaut.

Zur Veranstaltung: Festakt der Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 e.G, 26. Mai, 14.30 Uhr

© Andreas Lander

Garten der Möllenvogtei

Fürstenwall, 39104 Magdeburg View Map

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