Zwischen Stillstand und Chancen

Die Bedingungen für Radfahrer in Magdeburg sind weit von einem Idealzustand entfernt. Doch das könnte sich noch dieses Jahr ändern.

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© Marco Starkloff

Magdeburg hat von den Radfahrern erneut schlechte Noten bekommen. Alle zwei Jahre können sie bundesweit beim Fahrradklimatest des ADFC und des Bundesverkehrsministeriums bewerten, wie zufrieden sie mit den Bedingungen für das Fahrradfahren in ihrer Stadt sind. Doch während das Rad zum neuen Trendverkehrsmittel avanciert, Radläden ausverkauft sind und der Radverkehrsanteil schon 2018 bei Wegen innerhalb Magdeburgs bei 20 Prozent lag, ändert sich an der Fahrradfreundlichkeit wenig. Beim Fahrradklimatest erhielt die Landeshauptstadt nach 2016 und 2018 auch 2020 die Schulnote 4-.

Aber woran liegt’s? Die veralteten, engen und oft kaputten Radwege können mit den neuen Lastenrädern, die über Magdeburgs Straßen rollen und viele Menschen das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel der Wahl entdeckt haben einfach nicht mehr mithalten. Für die Breite der Radwege in Magdeburg gab es lediglich die Note 5. Ähnlich schlecht bewertet wurde auch die Kontrolle von Falschparkenden auf Radwegen. Die schweren Fahrzeuge machen langfristig nicht nur den Weg kaputt, sondern verengen den Raum noch weiter und sorgen für Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern. Die 2019 neu gegründete Fahrradstaffel des Ordnungsamtes, die sich eigentlich insbesondere dieses Problems annehmen sollte, ist, wie öffentliche Daten zeigen, kaum im Stadtgebiet unterwegs. Auch beschlossene Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs, werden nicht umgesetzt. So wurden nach Berechnungen des ADFC von den 2019 geplanten Investitionen in den Radverkehr von rund 2,9 Mio Euro lediglich 148.000 Euro tatsächlich ausgegeben. Das entsprach 61 Cent pro Einwohner, obwohl der bundesweit empfohlene Richtwert bei mindestens 8 Euro pro Einwohner liegen sollte.

2021 gibt es aber dennoch Anlass zur Hoffnung. Mit einem neuen bundesweiten Förderprogramm können Maßnahmen zur Steigerung des Radverkehrsanteils in Magdeburg mit 90% der Investitionssumme gefördert werden. Darunter könnten, neben einigen kleineren Projekten, auch die Sanierung der alten Kanonenbahnbrücke über die Alte Elbe für den Radverkehr sein. Wie viel davon aber tatsächlich genutzt und umgesetzt wird hängt von den Entscheidungen der Stadtführung ab.

Um die Verwaltung und die Politik zu fahrradfreundlichen Entscheidungen zu bewegen haben sich daher bereits letztes Jahr mehrere Initiativen in Magdeburg für einen sogenannten Radentscheid zusammengeschlossen. Dabei sollen Magdeburger*innen die Möglichkeit haben für einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Förderung des Radverkehrs abstimmen zu können. Geht es nach den Initiator*innen sollen damit vor allem Schulwege verbessert, Radwege saniert und Kreuzungen sicherer werden. Insgesamt müssen für den Entscheid bis Ende des Jahres 7.500 Unterschriften zusammen kommen.

Hier gibt es die Unterschriftenliste und weitere Informationen zum Radentscheid

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