Brücken in den Orient

Die Ausstellung "Der Pascha von Magdeburg" erzählt von Menschen und Begegnungen, vom kulturellen Austausch zwischen Morgenland und Mitteldeutschland.

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Ein hugenottischer Waisenjunge aus Magdeburg gelangt auf abenteuerlichen Wegen in den Orient. Im Osmanischen Reich steigt er bis zum Feldmarschall auf, steht beim Berliner Kongress 1878 auf höchster politischer Bühne, ehe er kurz darauf von Aufständischen in Albanien getötet wird. Die Geschichte von Ludwig Carl Detroit alias Mehmed Ali Pascha, dem „Renegaten aus Magdeburg“, wie ihn Reichskanzler Bismarck abfällig nannte, ist nur eine von vielen Geschichten, die von Brücken zwischen dem Morgenland und Mitteldeutschland erzählen. Sie beginnen im Hochmittelalter bei Prinzessin Theophanu, Ibrahim ibn Yaqub, dem Gesandten des Kalifen von Cordoba, oder dem heiliggesprochenen Mauritius aus Ägypten. Sie reichen über die christlichen Kreuzzüge ins Heilige Land von Jerusalem, und von den Türkenkriegen, Napoleons Leibmamluken Rüstem Rasa und die Tataren-Soldaten der preußischen Armee bis ins Heute. 

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Sie erzählen von Reisen aus Mittel­deutschland nach Tatarstan, Israel, Persien und Nordafrika als auch solchen aus Japan, der Türkei und Syrien nach Magdeburg. Sie berichten von Elefantendompteuren und preußischen Kammertürken, tatarischen Antifaschisten, dem falschen Albaner-König aus Magdeburg und einem muslimischen Studenten am Bauhaus.Den bei all diesen Brückenschlägen stattgefundenen kulturellen Austausch kann man in seinen Auswirkungen bis in die Neuzeit nachverfolgen. Da ist das arabische Zahlensystem, das wir in Europa übernommen haben, da ist der Siegeszug des Kaffees von Afrika über den Orient zu uns, da finden sich in und an Bauwerken der Stadt Bezüge zum Orient. Das beginnt beim Dom und seinem dunkelhäutigen Domheiligen St. Mauritius, führt über den Tatarenturm zwischen Dom und Fürstenwall bis in die Sparkasse am Alten Markt. Unter den historischen Hauszeichen, die dort im Erdgeschoss an der Wand hängen, ist auch das „Güldene Gezelt“ von 1745, das der Sage nach auf einen in der Zitadelle inhaftierten Paschasohn zurückzuführen ist.So nimmt einen die Ausstellung mit auf eine Reise von Byzanz, Al Andalus und Tartarstan nach Magdeburg, in die Börde, in die Altmark – und zurück. In Zeiten von wachsenden Nationalismen, massiver In–strumentaliserung von Geschichte und der Fokussierung auf religiöse und kulturelle Gegensätze möchte sie Wege öffnen zu Dialog und gegenseitiger Erkenntnis. 

Der Pascha von Magdeburg – Ausstellung und buntes Kulturporgramm mit Lesungen, Filmen, Konzerten und mehr, ab 1.9., www.pascha-magdeburg.de

City Carré

Kantstraße 3, 39104 Magdeburg View Map

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Mo-Sa 10-20 Uhr

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