"Gegen Kaiser und Papst" zum 500. Jahrestag der Thesenanschlänge

© Kulturhistorisches Museum Magdeburg

Um 1524 war Magdeburg eine stark befestigte, stolze Stadt und mit 30.000 Einwohnern eine der größten Städte des Reiches. Sieben Jahre zuvor hatte der Mönch Martin Luther angesichts des zunehmenden Ablasshandels in Wittenberg seine Thesen zur notwendigen Erneuerung der mächtigen katholischen Kirche an die Tür der Schlosskirche geschlagen. Als Luther in jenem Jahr nach Magdeburg kam, um öffentlich zu predigen, wechselte die Stadt nahezu vollständig zum reformatorischen Glauben. 

Protestantisches Bündnis

Wichtiger noch: In der Folge trat die Stadt mit aller Kraft für den Fortbestand des reformatorischen Glaubens ein. So gehörte Magdeburg zu den Gründungsmitgliedern des Schmalkaldischen Bundes, eines Beistandspaktes der evangelischen Stände. Nach der Niederlage der Protestanten in der Schlacht bei Mühlberg 1547 bröckelte dieses Bündnis, nur Magdeburg widersetzte sich weiter Kaiser Karl V., bis der die Reichsacht über Magdeburg verhängte. Die Stadt verweigerte die Unterwerfung und lehnte das vom Kaiser erlassene Religionsgesetz, das Interim, ab.

Der Kampf um Herrgotts Kanzlei 

Als Hort des Widerstandes wurde Magdeburg zum Zufluchtsort zahlreicher lutherischer Glaubensflüchtlinge, Zeitgenossen nannten sie anerkennend „des Herrgotts Kanzlei“. Im großen Stil – und auf deutsch – wurden hier reformatorische Schriften verfasst und gedruckt. Der Kaiser wollte den Widerstand der Magdeburger mit militärischen Mitteln brechen. Aber die Stadt ließ sich nicht in die Knie zwingen und beendete eine zweijährige Belagerung durch kaiserliche Heere mit einer ehrenvollen Kapitulation.

Die besondere Rolle Magdeburgs

Die Ausstellung „Gegen Kaiser und Papst“ würdigt nun diese spezielle Rolle Magdeburgs als Ort des lutherischen Widerstandes. Die 250 Ausstellungsstücke umfassen originale Kunstwerke, Holzschnitte und Gemälde, alte Drucke und Handschriften, aber auch Waffen und Modelle, die Besucher in die Lebenswelt des 16. Jahrhunderts hineinziehen. Großformatige Bild-Inszenierungen veranschaulichen dazu, wie Luthers Ideen den Alltag der Menschen veränderten.

Gegen Kaiser und Papst – Magdeburg und die Reformation, 1. Sep­tem­ber bis 28. Ja­nu­ar, Kulturhistorisches Museum 

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