Musteranstalt der Moderne

Sang- und klanglos war 1963 das Ende der Kunstgewerbeschule. Es gäbe keinen Bedarf mehr an Absolventen künstlerischer Fachschulen hieß es von staatlichen Stellen. Die Schule wurde ausgeräumt, wichtige Unterlagen landeten im Ofen oder verbrannten später in einer Baracke des Rates des Bezirkes. 170 Jahre zuvor, im Herbst 1793, hatte Regierungsrat Wilhelm Vangerow am Breiten Weg eine Zeichenschule eröffnet, aus der 1887 schließlich die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule mit Sitz in der Brandenburger Straße hervorging. Die setzte ab 1900 Akzente einer Modernisierung, als Lehrkräfte wie Ferdinand Nigg und Albin Müller die Schule prägten, und dann ab 1925, als Wilhelm Deffke, der „Pionier des modernen Logos“, Direktor wurde. Seit 2005 ist aus dem Gebäudekomplex das Forum Gestaltung geworden, eingeleitet von der Aktion „Rückführung“, in der viele in den 1960ern geretteten Artefakte in die alte Kunstgewerbeschule zurückgebracht wurden. Seither widmet sich der Forum Gestaltung e.V. dem Vermächtnis des Hauses. Eine Ausstellung vereint nun Arbeiten von 16 ehemalige Schülern des Hauses. Zu ihnen gehörte der Maler Jochen Aue (1937-2007) der hier 1958-1961 studierte. Auch Reginald Richter nahm 1951 ein Studium in Magdeburg auf. Drei Jahre später gründete er mit Richard O. Wilhelm, Marga und Oskar Hamann das „Kollektiv Glasgestaltung Magdeburg“. Mit ihrer Glaskunst prägten sie über Jahrzehnte das Stadtbild. Auch Ernst Jörg-Peter Mendau (1939-2016) absolvierte hier 1956-59 sein Studium der Gebrauchsgrafik, nun werden Farbholzschnitte von ihm gezeigt. Die Schule hatte auch eine Fotografie-Klasse, an der Thomas Billhardt 1954-57 studierte. Mit seinen eindringlichen Fotos des Vietnamkrieges wurde er Ende der 1960er Jahre weltweit bekannt.

Mehr zur Vernissage der Ausstellung "Absolvententreffen" gibt's hier