Peter Herrmann - Malergrüße aus Berlin

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©Repro: Peter Herrmann

Die vier Kaninchen am Straßenrand interessieren sich nicht für die vorbeimarschierenden Soldaten, während im Hintergrund die dreifache Berliner Siegessäule von Vergangenem zeugt. Unverkennbar liefert Peter Herrmann hier kein Historiengemälde, wie es im 19. Jahrhundert üblich gewesen wäre. Geschichte steckt dennoch in der Szenerie, die von feiner Ironie durchwoben ist. Als Herrmanns Vater 1945 aus dem Krieg zurückkehrte, suchte er die Not der Familie durch Nebenerwerb zu lindern. Dazu gehörte auch die Kaninchenzucht. Gleichzeitig verbindet das Gemälde die beiden wichtigen Lebensstationen des 1937 bei Zittau geborenen Künstlers: Dresden und Berlin. Bis 1984 lebte er in der sächsischen Metropole, war Mitglied von Künstlergruppen, gründete die Obergrabenpresse mit Eberhard Göschel und A.R. Penck. 1984 verließ er die DDR und lebt seit 1986 in Berlin.

Ein enger Freund, Bernd Wagner, beschreibt die dortige Wohnung: „Wenn wir in Peter Herrmanns Atelierwohnung und nicht in der Bar Centrale beisammensaßen, konnte ich viel von dem Erzählten auf den Bildern an den Wänden wiedererkennen. ... Es war im betörenden Geruch nach Ölfarben lebendig, der die Wohnung durchzog, deren Enge für die vielbeschworene Einheit von Leben und Arbeiten sorgte; … Ich wurde ebenfalls Zeuge, wie sich das gemeinsam Erlebte in den Augen des Malers spiegelte und sich die Gegenwart in der Zeitlosigkeit seiner Kunst verlor.“   

Nicht nur im oben beschriebenen Bild spiegelt sich Biographisches wider. Immer wieder hat Peter Herrmann auch seine Eltern gemalt, wie in „Sonntagnachmittag“. Es ist ein stiller Moment, eine intime Atmosphäre in der bescheidenen Wohnung, die er zeigt. Eine welkende Blume scheint darin aber auch auf die Vergänglichkeit zu verweisen. Peter Herrmann, Malergrüße aus Berlin, 31. Oktober bis 12. März 2017, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen  

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