Tessenowgaragen: Pinsel statt Panzer
Als 1993 der Abzug der sowjetischen Armee aus Ostdeutschland begann, standen die historischen Tessenow-Kasernen auf einen Schlag leer. In den Panzerhallen breitete sich Wildwuchs aus, ehe um 1996 die Idee aufkam, in einer von ihnen städtische Ateliers einzurichten. Es ist kein Zufall, dass zu jener Zeit der neue Kulturdezernent Dr. Koch seinen Job antrat. Seine ersten Aktivitäten waren damals u.a. darauf ausgerichtet, die Kunst in der Stadt nach vorn zu bringen. 1,3 Millionen Euro ließ sich die Stadt den Umbau der Panzerhalle in lichtdurchflutete Ateliers kosten. Die direkte Nachbarschaft zum BUGA-Gelände war beabsichtigt, bestand doch die Gelegenheit, Magdeburger Kunst einem nationalen Publikum präsentieren zu können. Vier Wochen vor Start der 25. Bundesgartenschau bezogen die ersten Künstler ihre Ateliers: Marlu Bucher, Ruth Heyder, Beate Schoppmann-Fuchs, Dieter Ladewig und Jürgen Leyh, dazu die erstmals von der Stadtsparkasse ausgelobten Kunstpreisträger, Petra-Natascha Mehler und Hein Spellmann.
Nun, 20 Jahre später, laden die derzeit ansässigen Künstler – Marc Haselbach (Stadtprojekt Hier & Dort), Rolf Jasper, Oliver Scharfbier, Anne-Rose Bekker, Max Grimm, Sebastian Herzau und Wulf Mohrmann – zum Tag der offenen Ateliers. Zugleich sollen 20 Jahre Tessenowgaragen gewürdigt werden. Im Sinne einer erfolgreichen Kulturhauptstadt-2025-Bewerbung ist der Tag auch ein Signal des Aufbruchs: so wird es in diesem Herbst erstmals einen eigenen Stand der Tessenowgaragen auf der Kunstmesse KunstIMitte im AMO geben.
Neben Häppchen, Trinkchen und der Gelegenheit, Kunst zu kaufen geht ein musikalisches Begleitprogramm über die Bühne, das sich gewaschen hat: Sebastian Dreyer aus Potsdam zupft klassische indische Ragas auf der Sitar, das GranGrizzlyProject spielt zu 100% improvisierte Fusion und DJ Nordpolzigeuner aus Berlin bringt seine treibenden Balkansound mit, bei dem man von allein anfängt zu hüpfen.