Bürgerensemble startet in die zweite Spielzeit

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Die ganze Welt ist eine Bühne, sagte schon Shakespeare. Ja, für das Bürgerensemble des Theater Magdeburgs war sie das in der vergangenen Spielzeit, wohlgemerkt auch ihrer ersten. Es galt die Stadt mit schauspielerischen und auch mit improvisatorischen Mitteln zu entdecken, getreu dem Spielzeitmotto. Die Spielfreude war grenzenlos in den öffentlichen Verkehrsmitteln, an der Möllenvogtei und auch auswärts auf der Leipziger Buchmesse und natürlich zuletzt in ihrem anderthalbstündigen Abschlussstück "Was wir wollen" auf der Studiobühne des Schauspielhauses. Für die aktuelle Spielzeit hat Manuel Czerny als Leiter des Bürgerensembles auch die Öffnung einer zweiten Gruppe geplant.

Die glorreichen 18 auf den Bühnen dieser Welt

Erinnern wir uns zurück. Es war an einem Nachmittag im Oktober, einem Sonntag - der Startschuss für das Bürgerensemble. Die Pläne waren groß, niemand wusste, was passiert, ob die neugierigen Laienspieler kommen, Teil des Ensembles werden wollen. Ein Jahr später sind da immer noch 18 Menschen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Geschichen, die Lust auf die Bühne haben. Damit hatte selbst Manuel Czerny nicht gerechnet. "Sie bringen Ideen mit, wollen sie ausprobieren, ihre persönliche Perspektive teilen. Das macht mir unglaublich viel Spaß." Das Eis ist gebrochen, man kennt sich, ist neugierig auf die anderen, traut sich viel mehr zu als noch zu, bindet eben auch fremde Menschen im öffentlichen Raum in sein Spiel ein. Denkt man nur an ihren Auftrit in den Straßenbahnen der MVB. "Natürlich war es schwierig frühmorgens mit den Fremden aus einer Spielsituation zu interagieren. Aber das war gerade auch für die Spieler ungemein interessant."

Zweite Spielzeit, zwei Gruppen: Offen für Neulinge

Auch von außen ist das Interesse am Bürgerensemble ungebrochen. "Ich musste einige vertrösten, da es sonst zu viele geworden wären." Für die soll es nun eine zweite Gruppe geben, die vielleicht eine ganz andere Gruppendynamik entwickeln wird, als die erste. Allerdings nicht im Sinne von Konkurrenz. "Wer nun zuerst da war, spielt keine Rolle. Jede Gruppe soll für sich die Themen finden, die sie interessieren. In dieser Spielzeit steht das Thema Zukunft im Mittelpunkt. Insgesamt planen wir mit sechs bis sieben Projekten pro Gruppe." Ein Muss, sich immer zu beteiligen, gibt es nicht. Das ist natürlich auch nicht immer realisierbar, denkt man an die Mischung aus Unternehmern, Schülern, Studierenden und Rentner. "Das ist wichtig, der Spaß soll schließlich nicht verloren gehen. Das passiert alles in der Freizeit."

Das Spiel mit der Gefängnistreppe

Noch bevor der Startschuss für die zweite Spielzeit des Bürgerensembles offiziell fällt, widmen sich die leidenschaftlichen Laienschauspieler um Manuel Czerny am letzten Wochenende des Kunst- und Kulturfestivals "Die neue Sinnlichkeit" der Frage, was Menschen heute tun, die in einem Moment ihres Lebens zu Tätern wurden. Begriffe wie Reue, Konsequenzen, Selbstbestimmung werden umkreist. Schauplatz: Eine Gefängnistreppe, die wie kein anderer Ort persönliche und gesellschaftliche Ab- und Aufstiege symbolisieren kann.

Bürger Ensemble: Momentum, 19. September, 17 Uhr, ehemalige JVA; Startschuss 2. Spielzeit, 20. September, 15 Uhr, Schauspielhaus

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