Die Kunst der Transformation

Beim Figurentheaterfestival „Blickwechsel 2021“ wird Magdeburg erneut zu einem Ort der internationalen kulturellen Begegnungen. Insgesamt werden 20 Künstlerkollektive aus acht Ländern zeigen, was zeitgenössisches Figurentheater ausmacht.

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© Compagnien / Puppentheater MD

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Beim Figurentheaterfestival „Blickwechsel 2021“ wird die Stadt erneut zu einem Ort der internationalen kulturellen Begegnungen. Verteilt über drei Blöcke im November, März und Juni werden insgesamt 20 Künstlerkollektive aus acht Ländern zeigen, was zeitgenössisches Figurentheater ausmacht. Dabei experimentieren die Theatermacher mit einer bunten Vielfalt an Puppen, Figuren und Objekten.

Olivier de Sagazan - Transfiguration: Es ist eine Reise in die Psyche eines gequälten Künstlers. Der französische Maler, Bildhauer und Performer Olivier de Sagazan verwandelt sich in eine Skulptur, schmiert sich Ton auf sein Gesicht, vergräbt sich darin und wird zum Bildhauer seiner selbst. In seiner Performance verbindet er sich mit seinem Arbeitsmaterial und verformt den eigenen Körper, sodass er sich Schicht für Schicht in ein tierhaftes Wesen, eine schreckliche Kreatur verwandelt. Er ist aufbrausend, dann wieder ruhig, verrückt und zerbrechlich zugleich. Die Formung wird zu einer Art Ritual zwischen Tanz und Trance.

Cia. Zero en Conducta - Kleine Geschichten mit den Händen erzählt: Die Hände sind in dem Stück die Meister der Transformation. Ins Licht einer einfachen Wanderlampe getaucht, werden berührende und authentische Charaktere erschaffen, die ihre Geschichten und Träume erzählen. Mit einfachen Mitteln entstehen die vier Theaterminiaturen buchstäblich aus dem Nichts und können von ihrem Meister im Handumdrehen wieder entmaterialisiert werden.

Stuffed Puppet - Ubu: In seinem Solo spielt Neville Tranter eine bizarre Geschichte vom Aufstieg und Fall des Tyrannen Ubu und seinem Königreich. Er ist impulsiv, gewalttätig und egozentrisch und macht die Dummheit zu seiner größten Kraft. Ubu und seine Frau Ma Ubu sind unerbittlich und schlagen zu, wenn sie auf Schwäche stoßen. Besonders Gier, Lust, Stolz und Zorn leiten die Beiden, doch an emotionaler Tiefgründigkeit fehlt es ihnen. Die Ubus dieser Welt regieren zwar nicht endlos, doch früher oder später werden ihnen andere Ubus folgen.

Trickster-p - Book is a book is a book: Die Gruppe Trickster-p erweitert den Dialog von Theater und Bildender Kunst mit der Welt von Text, Grafik und Literatur, um den Gegenstand des Buches als Ausdrucksmittel zu erkunden. Schon ein scheinbar einfacher Satz hat die Eigenschaft, ein Fenster zu einer anderen Welt zu öffnen, um in Zeit und Raum zu reisen. Eigens für das Stück gestaltet und gedruckt, stellt das Buch selbst einen physischen Raum dar: den Buchraum.

Dries Verhoeven - Homo  Desperatus: Wie geht man mit Katastrophen um und wie hängt das Leid einer einzelnen Person mit dem Fortbestand der Bevölkerung zusammen? In Dries Verhoevens maßstabgetreuen Miniaturmodellen werden 44 Orte von menschlichen Abgründen und humanitären Katastrophen, wie beispielsweise das Kernkraftwerk in Fuku­shima, dargestellt. In den Sets werden siebzigtausend Ameisen versuchen, ein Leben aufzubauen. Denn wie kein anderes Tier weiß die Ameise mit Katstrophen umzugehen. Mit dem Blick der dokumentierenden Kamera auf die Ameise fordert der Künstler eine neue Betrachtungsweise auf die Spezies Mensch heraus.

Puppentheater Magdeburg - Schonzeit: Rotkäppchen ist mittlerweile erwachsen geworden und die Großmutter sitzt im Wald in Eintracht mit dem Wolf. Es ist Schonzeit, eine hundert Tage zählende Schutzfrist für Wölfe. Da kann der Jäger auch nur die Flinte ins Korn werfen und zurück ins Dorf kehren, wo eine Frau, die „Mutter“, im Wirtshaus Bier ausschenkt. Währenddessen ist ihre Tochter Rotkäppchen auf der Suche nach einem Vater, der ihr gefällt. Gefangen zwischen der Angst, ihren überschaubaren Wohlstand zu verlieren, und der Chance auf Freiheit lassen sich die Figuren von ihren Sehnsüchten in den Wald führen, wo der Wolf, der keiner mehr sein will, Hunger hat.

Puppentheater Magdeburg - Ensemble in Bewegung: Der Sammelband „Ensemble in Bewegung“ blickt auf die jüngste Geschichte des Puppentheaters Magdeburg und betrachtet die große Lust am künstlerischen und strukturellen Umbau. Zugleich ermöglichen Beiträge von Regisseuren, Spielern und Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen, kulturpolitische Rückblicke und Interviews unterschiedliche Perspektiven auf das Haus. Dabei entsteht ein Bild eines fest verwurzelten und zugleich international vernetzten Puppentheaters.

Xavier Bobés - Dinge, die man leicht vergisst: Xavier Bobés verzaubert mit Gegenständen, Geräuschen und Fotos. Mit jedem neuen Erinnerungsträger entsteht langsam das Bild einer vergangenen Epoche. Die Reise führt in die Geschichte Spaniens während der Franco-Zeit und zum Schicksal von Familien im Bürgerkrieg. In einem auf dem Flohmarkt gefundenen Notizbuch aus dem Jahr 1942 spiegelt sich fast beiläufig die Gegenwart. Wie ein Magier manipuliert Bobés die Vergangenheit und Zukunft und untersucht das, was das Leben ausmacht.

Das volle Programm des Figurentheaterfestivals "blickwechsel 2021" vom 16. - 20. November über die Website

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