Die totale Illusionsmaschine

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© Kathrin Singer

Das Märchen gehört für Alexander Marusch zur Vorweihnachtszeit wie der Braten zum Fest. „Das ist einfach Tradition.“ Die Erinnerungen an eigene Theater­erlebnisse sind bei dem gebürtigen Spremberger eher vage: „Wir waren gar nicht im Theater, sondern irgendwo im Kulturhaus in Cottbus.“ Für Weihnachtsmärchen interessiert sich Marusch, der keine eigenen Kinder hat, schon seit seiner Zeit als Regieassistent in Leipzig. „Es ist eine virtuose Arbeit, naive Übersetzungen zu finden, das macht Spaß.“

In Magdeburg wird er seine zweite Weihnachtsmärcheninszenierung zeigen, mit großem Erfolg lief im vergangenen Jahr in Rostock „Väterchen Frost“. Das Team mit Christiane Hercher als Ausstatterin und Christian Kuzio als Musiker hat Cornelia Crombholz kurzerhand für Magdeburg verpflichtet. „Stücke für Kinder sind viel musikalischer und rhythmischer,“ beschreibt Marusch den Anspruch an die Arbeit für die jüngsten Zuschauer. „Und sie müssen direkter erzählt werden. Es gibt keine großen Bögen, keine Widersprüche im Text wie zuweilen in Stücken für Erwachsene. Das was gesagt wird, ist genau so gemeint.“ Deswegen interessieren ihn auch keine Modernisierungen: „Die Mutter von Schneeweißchen und Rosenrot wird keine Alleinerziehende aus Olvenstedt sein!“ Wichtig ist auch eine fantasievolle Ausstattung. Das muss, gerade auch in Zeiten schmaler Budgets, nicht unbedingt mit Opulenz verbunden sein. „Theater ist eine totale Illusionsmaschine, die besonders bei Kindern funktioniert. Kleine Zeichen reichen

schon aus, um Fantasie in Gang zu setzen.“ Präzision ist dabei nicht nur bei Bühne und Ausstattung, sondern auch in der Sprache notwendig. Für die Magdeburger Version des Grimmschen Klassikers hat der Regisseur eine eigene Fassung erstellt. Christian Kuzios Musikeinspielungen pointieren die Szenen, das musikalische Ensemble wird eigens erfundene Lieder singen. Der Humor soll trotzdem nicht zu kurz kommen. „Am besten funktionieren Stücke, wenn sie zwei komische Ebenen haben: eine für Kinder und eine für Eltern, die ihren Kleinen sagen: Das erkläre ich dir mal in 10 Jahren ...“ 

Schneeweißchen und Rosenrot, 27. Dezember, 13.30 Uhr und 16.30 Uhr; 5. Januar, 16 Uhr, Opernhaus

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