Dieser Wille zum Überleben

Eine Gruppe junger Arbeitsloser will "Die Eroberung des Südpols" nachempfinden. Bis einer anmerkt, dass ein britisches Team zuvor gescheitert ist. So wird das Stück zur Parabel auf den menschlichen Überlebenswillen

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© Nilz Böhme

Schon lange hangeln sich die vier arbeitslosen Kumpel Slupianek, Büscher, Braukmann und Seiffert, „den Finger am Flipper, die Flasche am Maul“, durch die langen Stunden ihrer tristen Tage. Als die drei anderen eines Tages Seiffert – gerade noch rechtzeitig – mit einem Strick um den Hals von der Decke baumelnd finden, ist es höchste Zeit: Irgendwas muss man machen. Slupianek bewundert schon lange den Norweger Roald Amundsen und seine Crew, die 1911 auf Schlitten den Südpol erobert haben. Ein Heldentraum soll Wirklichkeit werden – oder zumindest die spielerische Flucht aus der Realität. Und so treffen sich alle auf einem muffigen Dachboden, hängen Bettlaken auf, verteilen die Rollen und träumen sich in die vereiste Welt Amundsens. Bis einer feststellt, dass vor dem erfolgreichen Norweger schon eine britische Expedition unter Ernest Shackelton auf dem Weg am Pol war und aufgeben musste. Die Niederlage der Briten wird für den Kumpel Büscher zum Sinnbild der eigenen Existenz. Mit seinem, wie er selbst sagt, „optimistischsten“ Stück beschwört Manfred Karge die Kraft der Fantasie: Wo ein Ziel ist, ist auch Sinn, und niemand starrt mehr hoffnungslos die Wände an. Für das Theater Magdeburg schrieb er exklusiv eine neue Fassung, deren ursprünglich Handlung aus dem Ruhrpott in den Osten der Nachwendejahre verlegt wurde, wo Jugendarbeitslosigkeit ein beherrschendes Themen war:  Dafür hat sich der heute 83-jährige intensiv mit Magdeburgs Nachwendegeschichte beschäftigt, etwa der Abwicklung des SKET über die Treuhand. Die Premiere war eigentlich für den April 2020 geplant. Mit eineinhalb Jahren Verspätung bricht diese ostdeutsche Expedition aber doch noch auf.

"Die Eroberung des Südpols", am 10. und 23. Oktober, je 19:30 Uhr im Schauspielhaus

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