Fest der Fantasie

„Beste Freunde ein ganzes Jahr“ ist das bezeichnende Motto für das diesmal notgedrungen dreigeteilte Figurentheaterfestival „blickwechsel“. Auftakt war im November, im März folgte die zweite Festivalwoche nun kommt das große Finale.

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© Lars K. Olesen

War es im März pandemiebedingt noch äußerst schwierig, Vorstellungsorte außerhalb des Puppentheaters zu gewinnen, verteilt sich dieses Finale des Figurentheaterfestival Blickwechsel endlich wieder über die ganze Stadt, vom Moritzhof im Neustädter Norden bis zu St. Gertrauden im Buckauer Süden. Und das viertägige Programm verspricht vom 22. bis 25. Juni großartiges Figuren- und Objekttheater mit acht namhaften Compagnies aus Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Frankreich – und Israel.


Teatret Gruppe 38 (aus Dänemark) - I like it best when you're here

Das Größte im Leben ist die Liebe. Kein Gefühl lässt uns höher fliegen und härter landen. Die Vorstellung ist vorüber. Die Techniker packen zusammen, nur die Darstellerin kann sich nicht trennen von Objekten, die eben noch lebendig waren. Sie kämpft, die Magie des Augenblicks aufrechtzuerhalten. Biographien, erfundene Geschichten und reale Situationen verweben sich zu überraschenden und berührenden Momenten für jede*n Zuschauer*in. Ist der Wolf aus Stoff noch immer gefährlich? Rettet die Wildtierparade aus Plastik die Erde? Ein Kurztrip in die eigene Seele, der die Liebe ins Licht holt.

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© Puppentheater

Moran Duvshani (aus Israel) - Cardiophone

Einzigartig ist das Kardiophon, Moderne Medizintechnik trifft mechanische Musikmaschine. Beide verschmelzen zum Kunstwerk durch seine Erfinderin Moran Duvshani. Sie sorgt dafür, dass jeder Teilnehmer die Melodie seines Herzens hört, in ganz privater Atmosphäre. Zuerst werden die Herztöne aufgezeichnet, dann übersetzt und schließlich wiedergegeben. Dabei kann es geschehen, dass nüchterne Messwerte durch ihre Verwandlung in Noten jene tief verborgenen Wünsche in uns zum Klingen bringen. Und wer sein Herz der Welt öffnen möchte, sei am letzten Abend bei St. Gertrauden und lausche dem Konzert der Herzen.

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© Leo van Velzen

Hotel Modern (aus den Niederlanden) - Kamp

Hotel Modern gastierte bereits mit „Der große Krieg“ auf dem blickwechsel-Festival und ließ mit unerwarteter Gleichzeitigkeit der Animation von Miniaturen, Livekameras und Perspektivwechseln, Livegeräuschen und Projektionen auf eine überdimensionale Leinwand das Unvorstellbare des 1. Weltkriegs gegenwärtig und nahezu körperlich erlebbar werden. Mit KAMP konfrontiert uns das Performance-Kollektiv nun mit dem Miniatur-Nachbau des Lagerkomplexes von Auschwitz-Birkenau. Baracken, Eisenbahnschienen, das Tor zum Grauen mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ und dreitausend fingergroße Figuren – Gefangene und ihre Mörder – füllen die Bühne. Die drei Spieler*innen bewegen sich wie riesenhafte Kriegsreporter*innen durch das Set.

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© Jef Rabbilon

La compagnie à (aus Frankreich) - La Conquête

Eroberer machen sich Gebiete zu eigen, nutzen Ressourcen, formen Landschaften um, verändern Religion und Kultur, ziehen neue Grenzen und trennen Bevölkerungsgruppen. Worin besteht der Akt der Kolonialisierung und was hinterlässt er? Was bleibt der Bevölkerung von dieser Vergangenheit? Mit ihrer persönlichen Geschichte sind Dorothée Saysombat und Sika Gblondoume eng mit der Kolonialisierung verbunden. Das Duo nutzt Objekte und die eigenen Körper als Territorium zur Erforschung der treibenden Kraft der Kolonialisierung und erinnert an ein Erbe, das uns alle angeht, unabhängig davon, ob wir Nachkommen derer sind, die kolonisierten oder kolonialisiert wurden. Poetisch und politisch zugleich, dabei süß und spitz im Ton begegnen sie der Kolonisierung treffsicher von beiden Seiten.

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© Alice Piemme

Cie Gare Centrale und Une Compagnie (aus Belgien) - Axe/Achse

Absurdes Theater vom Feinsten mit ironischem Blick aufs Zeitgeschehen destilliert in den Salon eines dekadenten Ehepaars | Jetzt ist es amtlich, die Welt geht den Bach hinunter. Ein dekadentes Oligarchenpaar klammert sich an seine Privilegien. Während alles zusammenbricht, verausgaben sie sich, um den Schein zu wahren. Aber die beiden haben es zu weit getrieben. Die Linie, die ihnen Orientierung war, ähnelt immer mehr einem Kreisel und ihre Sprache verwandelt sich in schreckliches Kauderwelsch.

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Vélo Théâtre (aus Frankreich) - Une poignée den gens... Quelque chose qui ressemble au bonheur

Tania Castaing und Charlot Lemoine, Urgesteine des Objekttheaters und inspirierende Weggefährten des Magdeburger Puppentheaters, sind durch berührende Gastspiele bekannt. Mit unaufschiebbaren Fragen sind sie zu Glücksforschern geworden, die sich auf eine Entdeckungsreise begeben – gemeinsam mit uns. Wie werden Menschen zu Gefährten? Entsteht für die Dauer einer Vorstellung Gemeinschaft zwischen Künstlern und Zuschauern? Zuerst braucht es Reiselust, Leichtigkeit, Humor. Dann Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge des Lebens, in denen sich das Glück verbirgt. Wir Zuschauer werden Reisende genannt. Uns erwarten zwei Stationsvorsteher, André und Luiz, begleitet vom Musiker Luciano. Sie führen uns in einen wundersamen Raum. Werden wir dort zusammenleben? Also: Keine Angst vor dem Glück! Es liegt in kleinen Dingen.

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Musiktheater Bot (aus den Niederlangen) - Ramkoers

Große Maschinen machen Musik, die Songs sind rau und unvergleichlich zart. | Klagende Fallrohre, tief tönende rostige Ölfässer, klappernde Eisenbeschläge sind das originelle Instrumentarium für dieses besondere Konzert. Angesiedelt in der Zwischenwelt von Objekttheater, Konzert und Performance begeben sich Musiker und Zuschauer*innen in ein musikalisches und performatives Abenteuer. Ein Klavier rollt durch den Raum. Eine Posaune rotiert. Kesselpauke und Nähmaschine treiben große Gefühle. Der Abend rockt und rollt. Im Spannungsfeld zwischen den Akteuren und ihren absurden Objekten entsteht eine Spiel- und Klangwelt hochenergetischer, verführerischer Kompositionen, die ohne jegliches Brimborium und mit einer gehörigen Portion Humor den Beweis antreten, wie ein unvergesslicher Abend aus dem Nichts entstehen kann.#

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© Christophe Loiseau

Théâtre de l’Entrouvert (aus Frankreich) - L'enfant

Spüren Sie, wie Grenzen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, Realität und Vorstellung verschwimmen. Es geschieht in einem Labyrinth faszinierender Szenen- und Klangbilder von nur kurzer Lebensdauer. Die Künstlergruppe schuf es als Gesamtkunstwerk. Anlass ist ein Stück für Marionetten: „Der Tod des Tintagiles“ des belgischen Dramatikers Maurice Maeterlinck. Dem Meister des Symbolismus vertrauend, (ent)führen uns Meisterinnen der Gegenwart in das Reich einer mörderischen, Seelen verschlingenden Königin. Diener, Untertanen, selbst die Kinder, sind ihr ausgeliefert. Als Zuschauer folgen wir dem Weg von Ygraine, deren Bruder die Despotin gefangen hält. Als Tintagiles um Hilfe schreit, rebelliert Ygraine. Wird sie ihn erlösen können? Denn die Königin, mit der sie es mutig aufnimmt, ist der Tod.

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Hier gibt es eine Übersicht über alle Veranstaltungen im Rahmen des "Figurentheaterfestival Blickwechsel"

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