Glücksfall und Fluch

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© Kathrin Singer

Zwischen 16 und 77 Jahre alt sind die Spieler des Generationentheaters, die sich vorhandener Stoffe bedienen, um Theaterluft zu schnuppern. Die Zusammensetzung ist ebenso gemischt: Von der Kindergärtnerin über Rentner, Beamte bis zum Azubi ist alles dabei. Theaterpädagogin Elaine Schmidt bat die beiden Theaterprofis Peter Wittig und Sigrid Hoelzke-Wittig sich der spielwütigen Laientruppe anzunehmen. Das tun sie mit Herzblut und ehrenamtlich. Leider nur für dieses eine Projekt, denn eigene Theaterproben und Vorstellungen des Schauspielers und der Inspizientin und Souffleuse lassen kontinuierliche Probenarbeit eigentlich nicht zu.

Der Eulenspiegel-Stoff bietet sich für das neunköpfige Ensemble geradezu an. „Es ist ein Glücksfall und ein Fluch“, sagt Peter Wittig. Glücksfall, weil jeder mal den Eulenspiegel und den Erzähler geben kann und die Geschichten gut auf mehrere Spieler aufzuteilen sind. Ein Fluch, weil deshalb immer alle Spieler anwesend sein müssen. Eine Zwickmühle, weil bei den diversen beruflichen Verpflichtungen nur ein Abendtermin in der Woche nicht immer zu stemmen ist. Grundlage des Abends ist der Text der Reclamausgabe „Ein kurzweilig Lesen von Till Eulenspiegel“, der auf dem Original des Volksbuchs von 1515 basiert. Das bedeutet für die Laiendarsteller, sich dem Stück Weltliteratur in einer heute fremd anmutenden altdeutschen Sprache auseinanderzusetzen. An Comedy im TV erinnern Peter Wittig die zuweilen unter die Gürtellinie gehenden Späße des Narren. Sigrid Hoelzke-Wittig findet das Wörtlich-Nehmen von Sätzen amüsant, aus denen die skurrile Komik entsteht, wie zum Beispiel die Bäckerszene, in der Till getreu der Anweisung tatsächlich Eulen und Meerkatzen bäckt.

„Ein kurzweilig Lesen von Till Eulenspiegel“, Premiere 20. 9., 19.30 Uhr, Opernhaus/Podium, weitere Termine

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