Gernot Hassknecht: „Still zu sein bringt nur Magengeschwüre“

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© Mawi Concert

Gernot Hassknecht ist zurück, was ist neu? Das Programm ist persönlicher und politischer geworden. Es ist aber immer noch sehr viel Satire. Insofern bleibt sich Hassknecht treu. Die Ausraster werden sehr dosiert kommen, weil das Publikum und meine Stimme das nicht aushält.

 Wie eng sind sie denn mit der Figur verbunden? In mein Bühnenprogramm fließt sehr viel Persönliches ein. Weil Hans-Joachim Heist auch ein politischer Mensch ist und die Dinge, die Hassknecht aufregen, regen natürlich mich auf.

Haben sie bezüglich der Gestaltung des Gernot Hassknecht Vorbilder? Da fließt nichts anderes ein. Das ist ja eine Kunstfigur und dieses Von-Null-auf-Hundert-Hochgehen ist eine Spezialität von Gernot Hassknecht. Die Ausbrüche lernt man in der Schauspielschule. Privat fällt es mir nicht schwer, schnell aus der Haut zu fahren. Aber ich bin kein Choleriker, eher so ein Heinz-Erhardt-Typ mit dem Schalk im Nacken. 

Was regt sie momentan auf? Der Straßenverkehr.

Der Umgang mit der Rettungsgasse? Ja auch, aber viel mehr die vielen Baustellen. Man kann keine zehn Kilometer fahren ohne auf eine zu treffen. Da gibt es einige Aufreger, die im Programm vorkommen. Hassknecht vergleicht die Dauerbaustellen mit alten Bekannten, die er gerne grüßt, wie: „Hallo, du siehst gut aus, hast dich seit 1986 nicht verändert.“ 

Wie bringen Sie sich dafür in Rage? Das ist Trainingssache. Ganz einfach: einmal täglich raus in den Wald, Bäume und Tiere anschreien (lacht). Man muss Frust und Ärger rauslassen. Das ist auch der Tenor von Gernot Hassknecht, der sagt: „Alles in sich hineinfressen und still sein bringt nur Magengeschwüre“.

Welche Rolle spielt Gernot Hassknecht für die politisch desinteressierte Jugend?Desinteressiert? Das ist erst einmal nicht mein Empfinden. Zu meinen Bühnenprogrammen kommen viele junge Leute von 14 bis 25 Jahre. Sie sagen mir anschließend, dass die heute-show sie dazu gebracht hätte, sich mehr für Politik zu interessieren.

Sie waren auch mal selbst in der Kommunalpolitik. Ja, ich war sechs Jahre Stadtverordneter. Das Thema kommt im neuen Programm vor, Hassknecht bewundert Menschen, die sich in der Demokratie engagieren. Meine Erfahrung war, dass man für so ein politisches Amt viel Zeit aufbringen muss. Man muss sich vorab mit den Themen beschäftigen, hat viele Sitzungen, man wird mit sehr viel Papier zu geschüttet. Vor diesen Leuten habe ich sehr großen Respekt. 

Zur GroKo äußerte sich jemand von der Linken: „es wurde nur verwaltet nicht gestaltet“ Was sagen Sie dazu? Das stimmt so nicht. Da sind einige Dinge auf den Weg gebracht worden. Aber es gibt heute für meine Begriffe keine Politiker, die über die nächste Wahl hinausdenken. Was bewegt uns in zehn, zwanzig Jahren, wo müssen wir hinarbeiten? Diese Gedanken erwarte ich von Politikern!

Was wäre denn Ihre Vision? Da ist der soziale Wohnungsbau der seit Jahren sträflich vernachlässigt wird. Im Bildungssystem besteht Handlungsbedarf, das ist nicht nur die Zukunft unserer Kinder, sondern auch unserer Wirtschaft, unseres Landes. Auch das Rentensystem müsste dringend reformiert werden. 

Was raten Sie da ihren Kindern? Von der Rente, die meine Kinder mit 70 Jahren bekommen, können sie vielleicht nicht leben. Deshalb ist es dringend notwendig, dass die jungen Leute privat vorsorgen. Dazu muss der Staat Voraussetzungen schaffen, dass man etwas übrig haben, um private Rente zu finanzieren.    

Zur Veranstaltung: Gernot Hassknecht, 25. Januar

© privat

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