Menü für Margot

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© Conrad Engelhardt

Als in jenem Sommer 1990 die Freien Kammerspiele von Schauspielstudenten gegründet wurden, war es nicht nur die letzte Theatergründung der sterbenden DDR, sondern auch der Beginn eines künstlerischen Experimentes. Susanne Bard, Dirk Heidicke und Michael Günther waren von Anfang an dabei,  ehe die Kammer 2003 im Theater Magdeburg aufgingen. 25 Jahre später ist die Stadt erneut Gründungsort von „Kammerspielen“.

Zu den dreien Initiatoren kommt als vierte die Ausstatterin Meyke Schirmer. „Wir nennen uns bewusst nicht ,Freie Kammerspiele‘, obwohl wir Traditionslinien unter dem Dach des Kult e.V. ja schon länger fortführen“, sagen sie. Gemeint ist natürlich ihr Evergreen „Olvenstedt probiert‘s“, der heuer in 20. Auflage gezeigt wird. „Der große Zuspruch nach dieser Form von Unterhaltungstheater, den wir immer wieder erfahren haben, die häufig gestellte Frage nach mehr Vorstellungen, hat den Ausschlag gegeben“, stellen Susanne Bard und Michael Günther fest. Vor Jahren sind sie in die Ferne gezogen, hatten in Bern und zuletzt in Wiesbaden feste Engagements. Die haben sie aufgegeben und sind nach Magdeburg zurückgekehrt. Ganz nach dem Motto „wann, wenn nicht jetzt, wo wenn nicht hier“ wollen sie mit den beiden anderen hier Theater machen. „Eine Stadt der Größe Magdeburgs verträgt solche Kammerspiele auf jeden Fall“, sagt Günther. Das Spiel auf kleiner Bühne führt sie zurück zu ihren gemeinsamen Wurzeln, die im Theater der 80er Jahre liegen. Im besten Begriffssinne verstehen sich die vier wieder als mobile Bühne. „Alles was wir für ein Stück benötigen, muss in einen PKW passen“ heißt ihr neues Credo. Als Spielstätten haben sie neben dem bereits angestammten Forum Gestaltung, die Feuerwache und den Blüthnersaal im Blick. 50 bis 60 Vorstellungen sollen es in der ersten Spielzeit werden. Neben einer zu Weihnachten erscheinenden neuen Folge von „Olvenstedt probiert‘s“ wird es das „Menü für Margot“, eine Ost-Adaption des „Dinner for one“, geben oder im kommenden Frühjahr die Uraufführung des Zwei-Personenstücks „Abraham“ von Dirk Heidicke mit Susanne Bard und Jörg Schüttauf – auch so eine Verbindung, die ihren Ursprung in den 1980ern hat. Dazu wird manch einer aus der alten Riege dabei sein: Wolf Bunge wird inszenieren, auch Klaus Noack. Im Spielzeitheft ist der Anspruch verkündet: „Wir wollen eine erregende Zeitgenossenschaft verströmen, wollen künstlerisch wagemutig, ästhetisch innovativ, professionell und glanzvoll sein. Unser Theater soll politisch (und zwar sehr wohl auch lokalpolitisch), weltoffen und welthaltig, sinnlich und sinnstiftend sein. Wir wollen erheitern, erschüttern und ermutigen.“

6.-10.8. Olvenstedt probierts „Spiel mir das Lied vom Tod“, Forum Gestaltung; www.kammerspiele-magdeburg.de   

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