Eine Welt aus Gold

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© Jesko Döring

Es ist keine Mär aus vergangenen Zeiten, auch wenn Molières Komödie bereits über 300 Jahre alt ist. Bei der Uraufführung 1668 mimte der Franzose selbst den geldverliebten Bürgerlichen Harpagon – niemand lachte. Die Todsünde Geiz war durch die gesellschaftlichen Umbrüche des 17. Jahrhunderts nicht länger lächerlich. Heute ist Geiz geil. Umso spannender wird es, wenn Regisseurin Astrid Griesbach die Puppenspieler beim diesjährigen Hofspektakel des Puppentheaters Molières Stück mit Blick auf dieses Heute erzählen lässt.

Für Hapargon sind sie alles, die Goldtaler. Moliéres Protagonist hortet sie mit irrsinniger Vorliebe. „Sein Geiz ist lustfremd, er will alles zusammenhalten“, sagt Griesbach. In ihrer Inszenierung sind die Taler mehr als nur Wertobjekte. Sie sind zentrale Bühnenelemente. Mal Heiligenschein, mal untergehendes Schiff, auch ganz einfach nur Plattformen. Die Spieler können sie bewegen, sich dahinter verstecken. Als Buffone erzählen sie die Geschichte des geizigen Hapargon. „Sie sind die Hüter der Geschichten, tragen sie durch die Zeit.“ Die Puppenspieler wechseln als Buffone zwischen den verschiedenen Erzählebenen, tauchen mal in die Geschichte ein, betrachten sie von außen. Griesbach setzt bei den Puppen auf starke Symbolik. Barbie, Garfield und Dagobert Duck sind nur einige bekannte Figuren. Sie sind mit afrikanischen Stoffen verfremdet, weil sie kein Abbild ihrer selbst sind. Die Buffone lassen Hapargons Sohn Cléante durch Garfield sprechen, der genauso faul ist, wie der Kater. 

Premiere: Molière „Der Geizige“, 4. Juli, 20.30 Uhr, Puppentheater/Hof, weitere Termine

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