Tahnee: "Frauen sind sich oft ihrer Stärke nicht bewusst"

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Schweigen, das ist nicht Tahnees Ding. Wäre auch schade, wenn die 24-jährige Kölner Comedienne uns nicht an ihren Gedankengängen zur Männer- und Frauenwelt teilhaben ließe. Eigene Sendung mit „Nightwash“, erste Solotour – es läuft für Tahnee, die auf der Bühne offen darüber spricht, dass sie auf Frauen steht. Im Interview bezieht sie Stellung in der #metoo-Debatte und nennt Gründe, warum es zu wenige weibliche Comedians gibt. 

Was sind für dich gängige Klischees? Ein Beispiel: wenn heterosexuelle Frauen zum ersten Mal hören, dass ich auf Frauen stehe, haben sie Angst, ich könnte auf sie stehen. Das ist totaler Quatsch. Ich finde nicht alle Frauen dieser Welt toll. Das trifft genauso wenig zu, wie wenn du als Frau auf Männer stehst. 

„Basic Bitch“ schreit auch nach Klischee. Ich hoffe, die haben noch eine gewisse Persönlichkeit. Allerdings kenne ich auch männliche „Basic Bitches“ (lacht).

Das schreibt man ihnen mit diesen Begriffen ab. Es sind Menschen gemeint, die nur Mainstream-Sachen mögen. Gut, liegt vielleicht daran, wie sie sich präsentieren. Wenn sich das gleicht, ist das schwierig, eine Persönlichkeit zu transportieren. 

Der Begriff scheint nur bei Männern präsent zu sein. Das stimmt, Bitch ist schon sehr weiblich belastet. Ja, aber weißt du warum, weil Männer das gesagt haben. Es geht oft von Männern aus. Die Denkweise wird oft angenommen. Das versuche ich, im Programm zu brechen. 

So feministisch? Klar, ich bin Feministin, aber ich stehe natürlich in erster Linie als Komikerin auf der Bühne. Das, was ich mache, ist gesellschaftskritisch. Ich unterteile den Humor immer in mehrere Ebenen. Das heißt: die erste Ebene ist vordergründig lustig. Wenn die Leute die Gesellschaftskritik dahinter verstehen, freue ich mich.

Was macht dich einzigartig? Vielleicht, dass ich auf der Bühne zwischen so unfassbar vielen Dialekten und Stimmen switchen kann. Das kann das Publikum besser beurteilen.

Hast du einen Lieblingsdialekt? Jeder von denen hat was Eigenes, aber ich liebe diesen Wiener-Schmäh. Da kann ich richtig herzlos sein. Im Gegenteil dazu steht das Holländische, ich habe holländische Verwandtschaft. Meine Oma und meine Tante kommen von dort. Der Dialekt versprüht immer gute Laune.

 Stichwort metoo-Debatte, was sind  deine Erfahrungen? Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass diese Debatte Aufmerksamkeit bekommt und da endlich etwas passiert. Auch im deutschsprachigen Raum und in der Comedy gibt es immer wieder Momente des gelebten Sexismus. Mir wurde beispielsweise bei einer Preisverleihung von einem sehr prominenten, angetrunkenen Moderator auf den Hintern geschlagen. 

Wundervoll. Genau. Das ist so ein Moment, an dem eine klare Grenze massiv überschritten wurde. Ich habe nicht gesagt: „Hör mal, weißt du, was jetzt super geil wäre, hau mir doch mal kurz auf den Hintern damit ich wieder nüchtern werde. Das wäre mega.“ Ironie aus.Aber Männern geht es doch auch so.# Natürlich. Sexismus findet geschlechtsübergreifend statt. Aber nichts desto trotz ist es so, dass das Frauenthema in dieser ganzen patriarchalischen Struktur verharmlost wird. 

Wie bekommt man den Respekt der männlichen Kollegen?.Da gibt’s viele, die diese Unterscheidung zwischen Geschlechtern nicht machen. Dann gibt es Kollegen, die sagen: „Also für eine Frau bist du echt lustig.“ Es gibt ja erfolgreiche Frauen in der Comedy. Carolin Kebekus oder Hazel Brugger zum Beispiel. Ich kenne privat super viele lustige, coole Frauen. Davon stehen aber nicht viele in der Öffentlichkeit. Ich glaube, dass viele sich nicht trauen, auf die Bühne zu gehen. 

Dein Rat? Einfach machen! Männer haben einfach oft diesen Punkt: ich bin geil, ich bin lustig, ich gehe da raus. Frauen sind sich oft ihrer Stärke nicht bewusst. 

Bei dir ist das anders. Bist du mit deiner Karriere bisher zufrieden? Ist natürlich super, was passiert ist. Das sind sechs Jahre, in denen ich mich in dieser absolut surrealen Welt bewege. Ich bin sehr dankbar und freue mich auf alles, was noch kommt. 

Zur Veranstaltung: Tahnee, 14.2.

© Wenzel O.

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