Hinter verschlossenen Türen

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© Conrad Engelhardt

Man lebt, macht Karriere, heiratet und bekommt Kinder. Die Gedanken laufen einfach mit. Es passt, dann der Einschnitt: Ein Jobangebot aus Washington, eine neue Situation. Der Autopilot ist ausgestellt. Frankreich, in der höheren Gesellschaft: Einem Paar mittleren Alters wird erst in dieser Situation der radikalen Veränderung bewusst, das etwas falsch läuft. Das Theater an der Angel kennen wir als einen Ort des Volkstheaters, der Boulevardkomödien, die Probleme aufwerfen und klare Lösungen anbieten. Mit der deutschen Erstaufführung von Philippe Claudels gesellschaftskritischem Drama „Red’ du mir von Liebe“ gehen sie nun andere Wege. Regisseur Marcus Kaloff lässt Matti Engel und Ines Lacroix in die scheinbar heile Fassade eines Paars der Upperclass eintauchen und die tiefen menschlichen Abgründe ergründen.

Man möchte meinen: das klingt doch nach Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“, das klingt nach Sönke Wortmanns Kinofilm „Frau Müller muss weg“, aber nicht nach Anna Blume und den acht Millionären aus dem Theater an der Angel. Es ist kein Wohlfühltheater – einfach zurücklehnen würde dem Fragen aufwerfenden Stoff nicht gerecht werden. Der fordert vom Publikum Auseinandersetzung, stiftet Identifikation. „Im Gegensatz zu unseren anderen Stücken spielt das Stück im Heute & Hier und ist eher kein Boulevard-Stück“, sagt Ines Lacroix.

Philippe Claudels Drama „Parle-moi d‘amour“ ist eher untypisch für den Franzosen. Sein internationaler Durchbruch 2003 gelang ihm mit dem Roman „Die grauen Seelen“, in dem er mit starken Bildern die Geschichte der Menschen einer nordfranzösischen Stadt am Vorabend des Ersten Weltkrieges erzählt. Nun steht ein Einzelschicksal im Mittelpunkt, mit dem Claudel auch philosophische und psychologische Fragen aufwirft. „Das Leben der Protagonisten ist an einem Wendepunkt. Die beiden hinterfragen, wie sie leben möchten. Das passiert auf tragische, ernste und komische Weise“, sagt Regisseur Marcus Kaloff. Er sieht den Unterschied von Philippe Claudels und Yasmina Rezas Stück auch darin, dass sich keine Parteien bilden können – nicht Männer gegen Frauen. Die Ehepartner stehen sich pur gegenüber und müssen sich umso intensiver mit den persönlichen Problemen auseinandersetzen.

Red’ du mir von Liebe, Premiere: 1. März, 20 Uhr, Theater an der Angel, Aktuelle Termine

© Conrad Engelhardt

Theater an der Angel

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