Tragisch und komisch

Im Sommeridyll des Zuckschwerdtschen Garten inszeniert Oliver Breite das Kleist'sche Lustspiel "Der zerbrochene Krug".

TadA

Wenn man in den Garten kommt, zieht die Magd das frisch Gebackene aus dem Lehmofen, gibt es Pfefferminztee aus Marthes selbstgetöpferten Bechern, frisch aufgedämpftes Linnen bedeckt die Tische, Adam rührt den Eierlikör aus eigner Hühnerzucht an, aus der Werkstatt dringt der Duft von frisch Gedrechseltem, der Cossäte Ruprecht flötet ein Liebeslied fürs Evchen, irgendeiner sitzt in der guten Stube, schreibt und denkt. Es ist ein Anblick weit weg vom Optimierungswahn der Gegenwart. Wäre da nicht ein Krug zerbrochen, denn mit diesem Geschehen offenbaren sich noch ganz andere Missstände in Huisum, einem Ort, den sich der missverstandene Romantiker Heinrich von Kleist ausdachte, der aber ebenso gut nahe dem Bauernwerder in Magdeburg liegen könnte.

Oliver Breite, mittlerweile als Regisseur allerorten unterwegs aber auch Schauspieler mit vielgepriesener Wandlungsfähigkeit, nahm sich in diesem Jahr der Sommerproduktion der Angler an. Es ist seine fünfte Regiearbeit hier. Das Ensemble um Richter Adam alias Matthias Engel bereitet sich seit Wochen darauf vor, denn einen Kleisttext schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel. An den schönen Worten und wohlfeilen Sätzen soll der geneigte Zuschauer sich erfreuen dürfen. Da ist jedes „ach“ zu viel, schon ein Ausatmen an der falschen Stelle bringt die scheinbar durchkomponierte Wortfolge ins Stocken und klingt wie ein Ton daneben. Diese Sprachmelodie mit dem Inhalt der Worte  zu verknüpfen, ist die Aufgabe, die sich die Angler gestellt haben. Natürlich auch das Stück in seinem ganzen Umfang, in seiner ganzen tragischen, in seiner ganzen komischen Dimension zu erschließen, die Gedanken aus dem Gestern in das Heute mitzunehmen.

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© Conrad Engelhardt

Theater an der Angel

Zollstraße 19, 39114 Magdeburg View Map

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Kassenöffnungszeiten: Di 11.00 -19.00 außer an gesetzlichen Feiertagen

Moderate

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