Verdis Dreiecksbeziehung

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© Roberto-Focosi

Inzwischen hat es schon Tradition: Die Spielzeit eröffnet Generalintendantin Karen Stone mit einer Inszenierung. Während auf dem Domplatz noch die „Rocky Horrorshow“ tobte, probten die Kollegen vom Opernensemble Giuseppe Verdis „Ein Maskenball“. 

Die Oper, 1859 in Rom uraufgeführt, gehört zum festen Repertoire  aller Opernhäuser und gilt als ein Meisterwerk der mittleren Periode des Komponisten. „Diesen Verdi liebe ich“, bekennt Frau Stone und will damit sicher nicht den „Macbeth“ abwerten, den man in der Spielzeit 2013/2014 zeigte. „Es geht im ‚Maskenball‘ um erwachsene Menschen mit erwachsenen Problemen. Das hört man in der Musik und der Instrumentierung. Die Arien illustrieren nicht seelische Zustände. Sie sind dialogisch, sind Teil der Aktion.“ Als Regisseurin schätzt sie auch, dass in diesem Werk wie bei Shakespeare neben Tragischem auch heitere Momente stehen.

Die Handlung beruht auf einer historischen Begebenheit: der Ermordung des schwedischen Königs Gustav III. Aber „Maskenball“ spiegelt nicht die historische Wahrheit des Geschehens von 1792 wider. Die Liebesgeschichte um den König, seinen Freund und dessen Frau ist eine Zutat des Librettisten Antonio Somma. Die Magdeburger Inszenierung nähert sich der Gegenwart an. Ereignisse der letzten 20 Jahre, die Entstehung neuer Staaten nach der Auflösung der Sowjetunion mit einem neuen enormen Armut- und Reichtumsgefälle stehen Pate. „Politisch gesehen ist das Stück aktuell. Schauen wir nur in die Ukraine oder nach Weißrussland. Die Politik bildet den wichtigen Rahmen für die Dreiecksbeziehung, in deren Zentrum die Gräfin Amelia steht“, erläutert Karen Stone. Diese Amelia interessiert sie besonders: „Es ist eine erfahrene, respektable Frau mit Kind. Sie weiß, was sie tut und schätzt die Folgen ihres Verhaltens ab. Das ist ein moderner Konflikt.“

Giuseppe Verdi: Ein Maskenball, Premiere, 12. September, 19.30 Uhr, Opernhaus; weitere Termine

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