Zwischen den Zeiten

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© Nilz Böhme

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Dass die beiden großen Komponisten des Barock, der Hallenser Handel und der Magdeburger Telemann, zu ihren Lebzeiten beste Freunde waren, mag angesichts des heutigen Gerangels beider Städte um ihre kulturelle Bedeutung ein Fingerzeig sein. Mehr noch: Anlässlich der Telemann-Festtage fuhrt das Theater Magdeburg eine Oper auf, die gleichermaßen von dem Hallenser Handel und dem Magdeburger Telemann stammt.

Dramaturgin Larissa Wieczorek erklärt den verbluffenden Sachverhalt: „In der Barockzeit war es üblich, dass ein Libretto von unterschiedlichen Komponisten vertont wurde. So griff bereits Handel 1723 für seine Oper ‚Ottone‘ auf das Werk eines anderen zurück. Telemann brachte 1726 in Hamburg eine wiederum überarbeitete Fassung der Handel-Oper zur Aufführung, der er neue Musik hinzufugte. Die Magdeburger werden also ein Konglomerat erleben: Die Arien stammen hauptsachlich von Handel, aber auch von Telemann und anderen Komponisten der Zeit, die Rezitative ausschließlich von Telemann. Solche ‚Mischformen‘ waren seinerzeit in Hamburg üblich und machten auch vor der Textfassung nicht halt: Arien sind, wie damals üblich, italienisch, die Rezitative lies Telemann in die deutsche Sprache übertragen. Bei unseren Vorstellungen werden Übertitel für die Verständlichkeit der Geschichte sorgen.“ Die Inszenierung ist eine Kooperation mit den 22. Magdeburger Telemann-Festtagen. Das Theater stellt die notwendige Logistik, das Regieteam und seine künstlerische Expertise zur Verfugung, bei den Musikern handelt es sich ausnahmslos um Gaste. Die Dramaturgin beschreibt, warum das so ist: „Um die barocke Klangwelt lebendig werden zu lassen, braucht man Spezialisten. Ein Spezialorchester fur Alte Musik aus Frankreich, das Ensemble ‚Le Concert Lorrain‘, wird unter Leitung des Cellisten Stephan Schultz auf historischen Instrumenten musizieren. Die Sänger und Sängerinnen sind freischaffende Experten, die die Barockstilistik perfekt beherrschen. Der schöpferische Anteil der Interpreten ist in dieser improvisatorischen Kunst sehr hoch. Sie müssen das Gerüst ausgestalten, das die Komponisten vorgegeben haben.“

Der Plot der Oper dreht sich um die Hochzeit Kaiser Ottos II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophane. Regisseurin Arila Siegert, die auch als Choreografin arbeitet, setzt auf das Tänzerische und Körperbetonte der Musik. „Wir wollen mit einem lebendigen, unmittelbaren Theater die Fantasie anregen und das Aktuelle dieser politischen Satire herausarbeiten. Ich breche die Charaktere auf. Das sind alles Menschen. Es geht um unsere Wirklichkeit und das Labyrinth unserer Wunsche und Traume – ein Spiel  wischen den Zeiten.“ Das Geschehen spielt mal am Meer, mal im Thronsaal, mal im Garten. Das Tempo der Szenenwechsel ist rasant. Pappkulissen kommen für das Regieteam (Bühne/Kostüme: Marie-Luise Strandt) nicht in Frage. „Wir wollen die Handlung nicht in einen Bahnhof oder so verlegen, sondern die Geschichte spielen, aber in einer Form, die leicht und schöpferisch ist. Der Maler Helge Leiberg wird im Zuschauerraum sitzen und auf einen Overheadprojektor malen. Man sieht auf der Bühne was und wie er malt. Er greift in das Geschehen ein, in jeder Vorstellung erneut.“, verrat die Regisseurin. Theater ist eben live! Das werden die Besucher dieser  Inszenierung in besonderer Weise spuren.

Otto, 21. und 22. März, 19.30 Uhr, Opernhaus

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