„Da sind wir unverwundbar“

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© Ute Langkafel

Wie das Leben so spielt: man fällt und steht wieder auf. Nach dem tragischen Sturz von Schlagzeuger Thomas Götz folgt eine zweijährige Pause. Als wären sie nie weggewesen, charten die Beatsteaks mit neuem Album erneut bis an die Spitze und legen auf dem „Highfield“ ein beachtliches Comeback hin. Ganz Berliner-Schnauze beantwortete uns Gitarrist Peter Baumann ein paar Fragen.

Habt ihr in der Zeit nach dem Unfall auch ans Aufhören gedacht?

Ans Aufhören haben wir nicht gedacht. Aber der Gedanke, wie es wohl sein muss, wenn man aufhören muss, kam zwangsläufig, weil wir nicht wussten, ob und wie Thomas zurückkommt. Von daher war das in der Rückbetrachtung ganz heilsam. Wir konnten uns und was wir sind besser bewerten. 

Einige von euch haben Kinder und Familie, denkt man auch daran, wie schnell so etwas einem selbst passieren könnte?

Ja, auf jeden Fall. Das sind so Gedanken, die real werden. Und irgendwie kann man alles besser genießen – und auch die Platte hat extrem davon profitiert. 

Euer erster großer Auftritt nach der Pause war das Highfield Festival. Was habt ihr für eine Beziehung zum Highfield?

Eine sehr innige, warme, herzliche (lacht). Das Highfield war immer toll, ich kann mich nicht an einen einzigen Auftritt erinnern, der „so lala“ war. Wir wurden immer mit offenen Armen empfangen und haben dort ganz tolle Konzerte spielen dürfen.

Beim Konzert habt ihr Videomaterial gesammelt, um daraus das Musikvideo zur Single „Make a Wish“ zu drehen. War das der Plan?

Nein, nicht wirklich. Wir haben überlegt, was wir so machen können und dann lag das einfach nahe. Man weiß natürlich nie, ob das alles so klappt, aber wir haben Glück gehabt. Das waren super Aufnahmen, weil es eben auch ein toller Abend war. 

War das auch ein Dankeschön an die Fans?

Auf jeden Fall! Also nicht jetzt so ausgedacht, wir müssen jetzt was machen als Dankeschön, aber die Fans machen uns letztendlich zu dem, was wir sind. Und ohne die Leute vor der Bühne sind wir ja nichts, dann ist der ganze Zauber verflogen.  

Wird man süchtig nach den Leuten, die zu eurer Musik abgehen?

Es gibt immer ein paar Konzerte, die rausstechen und denen hechelt man dann hinterher. Die kriegt man natürlich nicht immer, aber das ist ja irgendwie das Ziel, darum geht’s – das man versucht, die besonders tollen Abende zu kriegen.

Hattet ihr eigentlich Bedenken, ob euer Album von den Fans angenommen wird?

Das haben wir jedes Mal, aber da können wir nicht viel dran drehen. Weil in dem Moment, wo wir die Musik machen, denken wir eigentlich nicht daran, wie es ankommen könnte, sondern wir versuchen erst einmal uns selbst zu überzeugen. Es sind immer welche dabei, die sagen ‚nö, das ist jetzt nichts für mich‘. So ist es halt. Das ist immer wie so ein bisschen nackig sein.

Wie würdest du das neue Album beschreiben?

Relativ roh finde ich, also ungehobelt, nicht viel rumgemixt, nicht viel produziert. Wir haben versucht, uns auf die Lieder zu konzentrieren und haben nicht viel nachgedacht. Wir waren alle so glücklich, dass wir Thomas endlich wieder trommeln sehen – und das in Höchstform! Das hat alles wirklich Spaß gemacht. 

Was steckt hinter diesem Hype um eure Band?

Ich kann das auch nicht erklären, es gibt kein Rezept. Wir wollen auch nicht krampfhaft an irgendeiner Popularität festhalten, wir versuchen, uns immer neu zu beweisen und gucken, ob wir noch relevant sind. Die Konzerte, die wir gerade spielen sind extrem positiv und das macht einfach Lust auf mehr.  

Damals und heute – wie ist diese Veränderung zwischen den anfänglichen Garagenkonzerten und jetzt?

Komischerweise ist der gar nicht so krass. Das Gefühl, was man so hat und weswegen wir das gemacht haben, ist heute noch genauso da, wie ganz am Anfang. Klar, wir sind älter geworden, machen andere Musik – aber irgendwie ist dann doch alles gleich. Man muss sich auf Tour zwar immer wieder aufeinander einstellen, doch es ist wie mit der Ehe: es gibt keine Garantien und jeder muss an sich arbeiten und daran glauben, dass es funktioniert. 

Auf eurer Boombox-Tour 2011 habt ihr in Magdeburg ohne Setlist gespielt – warum schmeißt man kurz vorher alles um?

Richtig! (lacht) Das hat total Spaß gemacht. Auf Tour ist es gut, eine gewisse Routine zu haben, aber wenn diese überhand nimmt weiß man schon, was kommt. An dem Abend war es echt gut, mal keine Setlist zu haben, sondern nur auf Zuruf zu spielen. Das war für uns wie ein kleines Experiment – und es hat total funktioniert. 

Wo bleibt eigentlich das Surfbrett? Wie beim Wuhlheide Konzert 2007?

Wir haben das lange gemacht bevor man uns auf dem Schirm hatte. Aber wir wollten einfach vermeiden, die Band mit dem Surfbrett zu sein. Das kam damals aus einer Emotion heraus und das sollte es auch bleiben. 

Stage Driving generell – herrscht Vorsicht nach dem Unfall?

Nein, bei einem Konzert ist das alles ausgeschaltet. Da sind wir unverwundbar. Aber ich bin noch nie von einer Bühne gesprungen, nur privat. (lacht)

Interview: Franziska Dösing

Beatsteaks, 15. November, 20 Uhr, Stadthalle

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