Schneller, weiter, höher bei der Ausstellung "Große Pläne!"

© Emil Theis, Stiftung Bauhaus Dessau (I 36844/12)

© Ernst Wandersleb, Leibniz-Institut für Länderkunde, Archiv für Geographie, Eu83Wa-0001

Es war eine Aufbruchsstimmung, in jenen Jahren von 1919-1933, nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges und der Novemberrevolution, trotz politischer Unruhe und wirtschaftlicher Instabilität. Auch Mitteldeutschland war noch ohne große Festlegungen für eine industrialisierte Gesellschaft – das bot Fantasten und Erfindern jede erdenkliche Freiheit, neue Welten zu entwerfen. Es waren Künstler, Architekten, Techniker, Unternehmer und auch Politiker, die das Leben nicht als Abfolge von Traditionen verstanden, sondern als Freiheit, neu zu denken. Eine Freiheit, untermauert durch Technik, begleitet von ideellen Modellen zu Lernen und Pädagogik.

Es war die Zeit der modernen Typen: Ob in Dessau, Magdeburg, Halle, Merseburg, Leuna oder Quedlinburg – überall entstanden kleinere und größere Projekte mit abstrakte  Plänen für den „Neuen Menschen“, dem die Technik neue Freiheiten bringt, der modern wohnt und der lernt, dass das Leben vielmehr aus Konstruktionen und weniger aus Traditionen gebildet wird.

Den Besucher erwartet eine spielerische und experimentelle Ausstellung, die den konstruktiven Versuchscharakter der Angewandten Moderne in Sachsen-Anhalt mit historischen und re-inszenierten Modellen anschaulich vermittelt. Hierzu gehören zum Beispiel Hausbaukästen von Walter Gropius und Alma Buscher-Siedhoff, das Modell eines Wohnsiedlergartens für Selbstversorger von Leberecht Migge und Leopold Fischer, Fotografien und Originale aus Grafik und Kunst sowie Kleider für die „neue Frau“ von Lis Beyer-Volger und Benita Otte.

Ausgehend von Künstler-Protagonisten und Reform-Agenten der Moderne setzt die Ausstellung deren visionäre Entwürfe  in vielfältige Bezüge zur damaligen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realität. Brücken in die Gegenwart schlagen künstlerisch neu interpretierte Kioske und Reklamegestelle von Bruno Taut, Walter Dexel und Wilhelm Deffke. Mit Installationen, Performances und anderen Aktionen geht das Projekt über das Bauhausgebäude hinaus, bespielt dessen unmittelbares Umfeld und reicht in die Region hinein. Die Ausstellung im Bauhaus Dessau inszeniert im Zusammenspiel mit den Korrespondenzschauplätzen die Region Sachsen-Anhalt im Wortsinne als topografisches Modellgebiet und Themengelände. Das heißt, sie lädt dazu ein, die Städte und die Regionen der Moderne in Sachsen-Anhalt als ein einzigartiges Themengelände zu erkunden.

Moderne Typen, Fantasten und Erfinder, bis 6. Januar 2017

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