Das Runde muss ins Eckige

Der Record Store Day wurde erfunden, um mehr Leute in die Plattenläden zu locken. Vinylfans warten sehnsüchtig darauf, für Einzelhändler hat das Event aber auch Tücken.

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© Silas Verchau

Elvis Presley, Jimi Hendrix und die anderen alten Meister hängen über den Sesseln des gemütlichen Hinterzimmers. Zwei Plattenspieler stehen bereit, um hier ausgesuchte Scheiben vorzuhören. In Winfried Eberts „Woodstock“ ist damit hauptsächlich handgemachte Rockmusik gemeint. Seit 1994 betreibt er sein Geschäft in der Friesenstraße, das auch mit Raucherzubehör Kasse macht. Bei ihm gibt es keinen extra Plattenladentag, das lohnt sich nicht. Trotz steigender Beliebtheit ist Vinyl nur ein geringer Teil des großen Musikgeschäfts und für kleinere Läden ist es schwierig, damit Geld zu verdienen. Deshalb wurde 2007 in den USA der Record Store Day (RSD) in die Musikwelt gesetzt. Für den „Feiertag” werden exklusive Alben gepresst und in teilnehmenden Läden angeboten. Dadurch sollen Musikliebhaber einen Anreiz bekommen wieder häufiger Musik in Plattenläden zu kaufen, anstatt Musik nur zu streamen. Sie sollen Beratung und Austausch vor Ort wertschätzen lernen und in den Bann von Vinyl gezogen werden. Das Event wird von Händlern auch kritisch beäugt: Sie dürfen offiziell keine Vorbestellungen entgegennehmen und können unverkaufte Ware nicht zurückgeben, die Gewinnmarge ist niedrig und langfristig Neukunden zu gewinnen schwierig. Basti und Chris vom „soultunes“, aus der Halberstädter Straße und Kautz vom „Hot Rats”, in der Arndtstraße, bestellen für den RSD einige der exklusiven Pressungen. Basti merkt aber an, dass Kunden stetig reinkommen und sich, bei einem Bier und einer aufgelegten Platte, über Musik austauschen können: „Für mich ist jeden Tag Record Store Day.”

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