Einszehn Töne müsst ihr sein

Das SinusTon Festival vereint zum elften Mal Künstler, die elektroakustische Klangformung in avancierter Musik weiterdenken und performativ ausdeuten.

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© Sinuston

© Matthias Wolf

© Edgar Hartung

Die umtriebigen Veranstalter des ambitionierten Festivals erforschen wieder die Interferenzen von Musik, Medien und Soundinstallationen mit akustischen und visuellen Symbolen zwischen bildender Kunst und Wissenschaft. Und dazu mit großem Kino: Lotte Reinigers Klassiker und erster abendfüllender Animationsfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ (1923-26). Das SinusTon-Festival präsentiert das Meisterwerk im OLi-Kino mit Live-Musik von „Trioglyzerin“. Klavier, Violoncello und Oboe stellen den Bezug zur Tradition her, Synthesizer ergänzen durch Klangvielfalt. Die Improvisation verleiht der Live-Begegnung dabei unmittelbaren Nachdruck. In einer weiteren Nacht stellen Synthesizer-Spieler unterschiedlicher Genres ihr Instrument vor.

Diverse Räume des Gesellschaftshauses werden zu einem Forum der synthetischen Klänge u.a. mit Hybrid Core feat. Henrik von Coler (Berlin), Kai Niggemann & Conni Trieder: Dunkelwellen (Köln) und Sync_Ed (Magdeburg). Eine Sound Diffusion wird das preisgekrönte Switch~Ensemble produzieren, dessen Mitglieder aus verschiedenen Staaten der USA projektorientiert zusammenkommen. Das Konzert fokussiert neueste Werke für Instrumente, Live-Elektronik und Video mit Uraufführungen von Leilehua Lanzilotti, Igor C. Silva, Jason Thorpe Buchanan, Ted Moore und Katharina Rosenberger. Großes Kino: Mary Bauermeister gilt als Pionierin der Fluxusbewegung. In einem Dachgeschoss der Kölner Lintgasse schrieb sie mit Karlheinz Stockhausen, John Cage und Nam June Paik zu Beginn der 1960er Jahre Kunstgeschichte. Heute, mit 85 Jahren, denkt sie längst nicht ans Aufhören. Von früh bis spät arbeitet die außergewöhnliche Künstlerin in ihrem Atelier bei Köln: ein magischer Schauplatz des Dokumentarfilms von Carmen Belaschk (DE, 2020) über Mary Bauermeister und ihre radikal gelebte Biografie „Eins und eins ist drei.“ Rundfunk für neun Synthesizer ist schließlich eines der wenigen Werke von Enno Poppe, das zugunsten von Synthesizer-Klängen vollkommen auf das „klassische“ Instrumentarium verzichtet. „Ohne den Rundfunk mit seinen experimentellen Studios gäbe es die Neue Musik in ihrer heutigen Form (wohl) nicht.“ sagt der Komponist. Es entstand die Idee, historische Klänge des frühen Elektronikzeitalters zu „retten“ und ein Stück aus den wiederbelebten Klängen zu komponieren als kreative Klangerkundung. Das „ensemble mosaik“ wird dieses Experiment spannend aufführen.

SinusTon, 11. Magdeburger Tage der elektroakustischen Musik, am 28. bis 31. Oktober, im OLi-Kino, Gesellschaftshaus & Moritzhof

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