Kreuzwege für die Nachwelt

Das Mehmed-Ali-Pascha-Archiv bewahrt literarische Nachlässe des legendären Hugenotten Ludwig C.F. Detroit. Zur Eröffnung zieht es Vertreter von Kunst und Wissenschaft aus acht Ländern nach Magdeburg.

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© ICATAT Archive

Vielfach sind die Spuren, beginnen in Magdeburg, führen in den Orient und wieder zurück. Aber der Reihe nach: Den 1827 in Magdeburg geborenen Waisenjungen Ludwig Carl Detroit zog es beizeiten in die Welt hinaus, im osmanischen Reich wurde er zu Mehmed Ali Pascha, dort machte er Karriere beim Militär und heiratete die osmanische Adlige Ayşe Sıdıka Hanum. Ihre gemeinsame Tochter Leyla wiederum ehelichte den österreichisch-polnisch-stämmigen Hasan Enver Pascha. Dessen Vater Mustafa Dschelaleddin Pascha saß vor seiner Flucht und der Konvertierung zum Islam als polnischer Revolutionär Konstanty Borzęcki in Magdeburger Festungshaft. Auch Mehemed Alis Adjudant war kein „echter“ Osmane: Murad Effendi stammte aus dem Habsburgischen. All jene auf illustren Lebenswegen zu osmanischen Militärs gewordenen Menschen nebst ihren Gattinnen, oftmals Prinzessinnen aus kaukasischem Hochadel, schrieben Gedichte, hinterließen Kompositionen und Theaterstücke. Der berühmteste Enkel des „Paschas aus Magdeburg“ nimmt dabei eine besondere Stellung ein: Nazım Hikmet (1902-1963). Wie sein Urgroßvater aus Magdeburg dichtete er, wurde zum Nationaldichter der jungen Türkei und war auf der Flucht, nun aus der Türkei in die Sowjetunion und auch in die DDR. Dieses schillernde Erbe des Paschas von Magdeburg soll nun einerseits durch einen neu initiierten Forschungsverbund mit Universitäten und Akademien der Wissenschaften aus mehreren Ländern erforscht sowie in Magdeburg öffentlich zugänglich gemacht werden. Initiiert vom ICATAT-Institut Magdeburg und der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung (lkj) wird im Literaturhaus das „Mehmed-Ali-Pascha-Archiv“ eröffnet, das Artefakte sammelt und für die Nutzung an Schulen und Universitäten aufarbeitet. Übrigens: 1878 kehrte Mehmed Ali Pascha noch einmal in seine Geburtsstadt zurück, besuchte dabei den einstigen Schulfreund Hermann Gruson, aus dem längst ein erfolgreicher Industrieller und Pflanzenliebhaber geworden war. So ist es nur konsequent, dass man für die Eröffnungssoirée mit den Gruson Gewächshäusern einen würdigen Platz gefunden hat.

Weitere Informationen zur Eröffnungs-Soirée „Mehmed-Ali-Pascha-Archiv“ am 18. November, 18.30 Uhr, im Farnhaus der Gruson-Gewächshäuser über die Website

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