Kyrie und Gloria

Die evangelische Gemeinde St. Nicolai feiert 200 Jahre Nicolaikirche in der Neuen Neustadt. Auftakt des Festjahres ist zum Schinkelgeburtstag im März, als Höhepunkt wird im Oktober der 200. Jahrestag der Weihe begangen.

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© Engelhardt

„Im Kriegesdrang zerstört 1813, mit Gott durch Königshuld wiederhergestellt 1824“ steht es über den Türen von St. Nicolai. Mit ihrem geometrisch-klassizistischen Westgiebel dominiert die Kirche seit 200 Jahren den Nicolaiplatz und markiert zugleich den Mittelpunkt der Neuen Neustadt. Die geht auf Napoleon zurück, der 1812 während der französischen Besetzung die historische Neustadt vorm Festungswall abreißen ließ, um 2,5 Kilometer nördlich auf geometrisch angelegtem Schachbrettmuster eine Ersatzfläche festzulegen. Am 27. März 1813 wurde auch die alte St. Nicolai gesprengt. Die erste Nicolaikirche war auch diese nicht, bereits im 12. Jahrhundert stand in Neustadt eine Sankt Nicolaus, dem Schutzpatron der Elbschiffer, geweihte Kirche. Karl Friedrich Schinkel erhielt 1817 den Auftrag für eine Kirche am neuen Ort. Er schlug zunächst einen an der Gotik orientierten Bau vor. Der Entwurf wurde aus Kostengründen nicht umgesetzt. Ein zweiter Entwurf wurde vom Magdeburger Stadtkommandanten wegen zu hoher Türme abgelehnt. Für den dritten Entwurf erfolgte 1821 die Grundsteinlegung. Die Einweihung fand am 10. Oktober 1824 statt. Als erster Kirchenbau Schinkels gilt die St. Nicolai als Vorbild für die später von ihm entworfene „Normalkirche“. In den 200 Jahren hat die Kirche erhebliche Veränderungen erlebt: Erhöhung der Kirchtürme, bunte Glasfenster, Umbauten. 1944 wurde der Südturm durch eine Sprengbombe getroffen, auch Teile der Tonnendecke wurden zerstört. Bis 1954 dauerte der Wiederaufbau. 1993 stürzte dann an der Südseite das Traufgesims ein. Es folgten langjährige Sanierungsarbeiten, die auch eine Erneuerung des morschen, Dachstuhls und eine Erneuerung der Tonnendecke umfassten. Die Orgel war seit 1945 ein Sorgenkind. 1975 wurde die Schuster-Orgel aus dem Dom hier eingebaut. Klangliche Mängel führten 2017 zur Stilllegung. Seit 2015 läuft der Bau einer neuen Orgel. Rein äußerlich ist die fertig, die Vervollständigung des Innenlebens läuft aber noch. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant. Der Auftakt der Feierlichkeiten ist an Schinkels Geburtstag am 13. März (1781). Passend dazu erklingt die Messe „Missa brevis in B“ seines Lieblingskomponisten Mozart. Im Anschluss wird Prof. Dr. Scholl im Gemeindesaal einen Vortrag über Schinkel halten. Weiter Höhepunkte sind die Schinkelmusikfesttage vom 3. bis 5. Mai, eine Tangonacht am 8. Juni mit Tangomesse in der Kirche und anschließendem Tangotanz auf dem Nicolaiplatz und als Höhepunkt eine Festwoche vom 6. bis 13. Oktober mit Konzerten von klassisch bis Singer-Songwriter, von Bläsern bis „Sterncombo Meißen“, mit Veranstaltungen für Kinder und einem Gemeindefest.

Benefizveranstaltung für die Orgel mit dem Orchester Märkisch Barock und dem Kammerchor der Biederitzer Kantorei, anschließender Vortrag von Prof. Dr. Scholl zum Thema „Beeindrucken und Befreien: Schinkels Bau-Kunst für die Nicolai Kirche“ am 13. März, 18 Uhr

Nicolaikirche (St. Nicolai)

Nicolaiplatz, 39124 Magdeburg View Map

0391 2536254

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