Entfällt! Barocker Groove

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Telemann gilt als Moderner unter den Alten. Dennoch sind Anleihen aus dem Werk des gebürtigen Magdeburgers in der Jazz- und elektronischen Musikszene immer noch selten. Das wollen die vier jungen Musiker von 4 Times Baroque gemeinsam mit DJ Zacharias Zschenderlein ändern. Auf die Idee kamen sie nach ihrem ausverkauften Gastspiel im Rahmen der Sonntagsmusik im Frühjahr letzten Jahres. Konzerte im zwanglosen Rahmen, die vor allem auch bei jüngerem Publikum gut ankommen, sind ohnehin ein Markenzeichen des Quartetts. So lassen sie sich in der „Insel der Jugend“ vom Groove und melodischen Reichtum der Musik des 18. Jahrhunderts inspirieren und kombinieren sie mit elektronischen Beats. Rein musikalisch liegt die Verbindung für das Quartett auf der Hand: „Tanz und Rhythmus spielen auf jeden Fall eine sehr wichtige Rolle in der Barockmusik. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Musik auch über drei Jahrhunderte hinweg immer einen gewissen ,Groove‘ beibehalten hat. Den Besucher erwarten Werke aus dem Barock, neu arrangiert für die Besetzung zu fünft."

Franzosen im Alten Theater

Genreübergreifend geht es auch beim Konzert des Barockensembles „Amarillis“ zu. Die Franzosen ließen sich von Telemanns „Musique de table“ inspirieren und bringen zusammen mit dem preisgekrönten Bühnen- und Lichtdesigner Éric Soyer ein außergewöhnliches szenischen Konzerterlebnis auf die Bühne im Alten Theater.

Über den Dächern von Magdeburg

Zu den ungewohnten Spielorten zählt neben dem Katharinenturm, wo „4 Times Baroque“ über den Dächern Magdeburgs musizieren, auch der Moritzhof als Schauplatz der diesjährigen Musiktheaterproduktion. Wie zum Auftakt 1962 steht auch 2020 Telemanns mit heiteren Opernintermezzi „Pimpinone“ eines der bekanntesten und meist gespielten Werke des Komponisten auf dem Programm, begleitet von den Spezialisten der Akademie für Alte Musik Berlin.

Klingende Namen der Alten Musik

Doch auch die Anfangsideale des Festivals, nämlich die Möglichkeit, neu edierte Werke Telemanns zum Erklingen zu bringen, haben sich bis heute erhalten. So erklingen 2020 drei von Studierenden der Universität Halle neu edierte geistliche Kantaten Telemanns. Und es gibt, wie immer, klingende Namen der Alten Musik zu erleben: Hille Perl, Klaus Mertens, die Kölner Akademie, Reinhard Goebel, Dmitry Sinkovsky, Jean Rondeau, die Rheinische Kantorei oder Das kleine Konzert mit Hermann Max.

Telemann-Preis für Dorothee Oberlinger

Das Eröffnungskonzert am 13. März wird Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700 gestalten. Die bekannte Blockflötistin erhält bereits am Nachmittag den Georg-Philipp-Telemann-Preis 2020 der Landeshauptstadt Magdeburg.

Besuch aus Amerika

Die am weitesten gereisten Gäste sind das Ensemble „Tempesta di Mare“ aus Philadelphia, eines der wenigen international erfolgreichen Alte-Musik-Ensembles der USA, das zu seiner Deutschlandtournee mit einer Fangruppe aus amerikanischen Barockmusikliebhabern anreist. Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt das Angebot. Vorbereitet werden Film­abende, ein heiteres Papiertheater, Konzerte in den Gruson-Gewächshäusern sowie eine Lesung mit Bruno Preisendörfer aus seinem neuen Buch „Als die Musik in Deutschland spielte“.

Das Motto heißt „Klangfarben“

 Das aktuelle Festtage-Motto „Klangfarben“ finden die Musiker von „4 Times Baroque“ bei Telemann übrigens besonders ausgeprägt: „Gerade bei ihm begeistern uns die letzten Sätze, die er so oft im polnischen Stil geschrieben hat. Man kann den Bier-Fiedler aus der Kneipe durchhören, man kann sich durch derbe Bordun-Begleitungen der schnellen Sätze aus den schwelgerisch wiegenden, langsamen Sätzen reißen lassen.“ Scheinbar wie geschaffen für einen gemütlichen Abend im Club!

Entfällt: Programm der 25. Magdeburger Telemann-Festtage, 13.-22. März, diverse Locations, www.telemann-festtage.de

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