Vergiss mein nicht

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© Alexander Ochs

© Nicolas Nixon

© Anahita Razmi

Hier stimmt etwas nicht, könnte der erste Gedanke beim Blick auf eine der Fotografien von Michael Schirner sein. Da fehlt doch etwas, denkt man beim Anblick der Gemälde von Gideon Rubin. Tatsächlich fehlt bei den Bildern dieser Künstler etwas. Sind es bei Schirner bekannte Fotografien, die er manipuliert, indem er wichtige Elemente des Motivs entfernt, so sind es bei Rubin Gemälde, die Personen ohne Gesicht zeigen. Es bleibt jedoch nicht bei der Irritation, sondern im Prozess der Betrachtung findet die Ergänzung oder ‚Korrektur‘ des Bildes statt. Auf solch subtile Weise spüren beide Künstler den Mechanismen des Erinnerns und Vergessens nach. Wie diese sich beim Betrachter vollziehen, ist jedoch höchst verschieden. Neben diesen beiden zeigt das Museum Arbeiten von 15 weiteren Künstlern. Das übergreifende Thema sind auch hier das Erinnern und Vergessen als persönliches, subjektives Erlebnis. Mitunter sind die Künstler selbst untrennbar mit dem Werk verbunden, wie Nicholas Nixon. Seit 1975 entsteht jährlich ein Foto seiner Frau und ihrer drei Schwestern, der „Brown Sisters“. Noch sind alle beteiligten am Leben. Aber die Fotografien dokumentieren das Altern und bei ihrer Betrachtung schreibt sich die Geschichte fast unwillkürlich weiter, begleitet von Bewunderung, Beklemmung, Neugier, Anteilname oder anderen Emotionen. Erinnerung als inszeniertes Schauspiel hat Jeremy Deller mit „The Battle of Orgreave“ realisiert. 1984 fand diese gewaltsame Auseinandersetzung zwischen 10.000 britischen Bergarbeitern und tausenden Polizisten statt. Jeremy Deller hat diesen Kampf als Reenactment neu in Szene gesetzt. In der Ausstellung finden sich noch viele andere künstlerische Positionen, die zum Flanieren durch die Museumsräume einladen. Es sind nicht die ‚großen‘ Themen, die bearbeitet werden, sondern es ist Alltägliches, denn Erinnerung gibt es nur subjektiv und in der Gegenwart. 

Daily Memories, 16. November bis 1. März 2015, Kunstmuseum im Kloster Unser Lieben Frauen

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