Alexandra Maria Lara: "Wer hätte gedacht, dass ich mal die Welt retten müsste"

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© Warner Bros.

Frau Lara, früher war es unerträglich, eine Woche lang auf die Entwicklung der Urlaubsbilder warten zu müssen. Sie haben „Geostorm“ bereits vor drei Jahren gedreht. Ich freue mich jedenfalls, dass „Geostorm“ jetzt endlich in die Kinos kommt. Wenn die Spezialeffekte eines Filmes so umfangreich sind wie bei diesem, dann dauern die Nachbearbeitungen natürlich auch lange. Fast drei Jahre auf das Ergebnis zu warten, war schon außergewöhnlich lang.Sie haben schon häufig an internationalen Produktionen mitgewirkt.

Sehen Sie „Geostorm“ trotzdem als Ihren ersten, großen Hollywoodfilm an? Was das Budget betrifft, auf jeden Fall. Selbst ein Film wie „Rush“ lag eher im Low Budget-Bereich, jedenfalls für amerikanische Verhältnisse. Mit „Geostorm“ gibt Dean Devlin zwar sein Regiedebüt, aber er hat schon Filme wie „Independence Day“ geschrieben. Er ist fasziniert von diesem Genre und für ihn ist es das Größte, diese ganzen technischen Sachen in eine Beziehung zu den Schauspielern zu bringen. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal in einem Film durch den Weltraum fliegen würde, geschweige denn, dass ich versuchen würde, die Welt zu retten! (lacht)

Gab es ein Astronauten-Training? Wir haben Tests gemacht, bei denen es eher darum ging, wie wir die Schwerelosigkeit technisch umsetzen würden, um die Illusion bestmöglich zu verkaufen. Anfangs haben wir versucht, an Seilen zu arbeiten, aber das wackelte zu sehr. Am Ende waren es Metallträger, die man so steuern konnte, wie es für die jeweiligen Aufnahmen am besten gepasst hat. Ich hätte sehr gerne ein echtes Astronautentraining gemacht. Ich weiß immer noch nicht, wie es ist, schwerelos zu sein.Der Weltraumtourismus wird demnächst zur Realität.

Hegen Sie den Wunsch, selbst ins All zu fliegen? Eher weniger. Genauso, wie mich das Tauchen nicht wirklich reizt… Ich habe viel zu großen Respekt davor, was in der Tiefe auf einen lauert. So zu tun als würde man in den Weltraum fliegen, ist toll, aber es tatsächlich zu tun? Da hätte ich viel zu große Angst, die Erde nie wieder zu sehen. Nee, ich bleibe lieber hier.  

Ist Ihr Rollenname „Ute Fassbinder“ eine Hommage? Als ich das Buch zum ersten Mal las, habe ich überlegt, wie die Amerikaner wohl „Ute“ aussprechen würden und habe meinen Regisseur gefragt. Er sagte mir, dass Roland Emmerichs Schwester so heißt, dass es also einen persönlichen Bezug gibt. Da habe ich gar nicht weiter nach Fassbinder gefragt. (lacht)

Warum schauen wir uns im Kino so gern an, wie die Erde zerstört wird? Eine sehr gute Frage. Weil sie am Ende meistens gerettet wird? Es sind überwältigende Bilder, die unsere Vorstellungskraft überschreiten. Diese Katastrophenfilme führen uns zwar einerseits extreme Situationen vor Augen, dennoch sind sie klar im Unterhaltungsbereich angesiedelt. Und in dieser Art von Film wird am Ende meistens alles gut.Leider hat das Thema Naturkatastrophen eine erschreckende Aktualität erlangt.

Verfolgen Sie solche Ereignisse? Ja. Und leider gibt es im Moment so viele Themen, die einem Angst machen können. Trotzdem darf man sich davon nicht unterkriegen lassen. Wenn es um Naturkatastrophen geht, sind das Momente, die uns zeigen, dass wir leider nicht alles kontrollieren können.

Sehen Sie solche Dinge als Mutter mit anderen Augen? Bestimmt. Und auch durch das Älterwerden bekommen solche Dinge einen anderen Stellenwert und einen anderen Platz im eigenen Bewusstsein. Ich glaube ganz fest daran, dass jeder seinen eigenen, kleinen Beitrag leisten kann, um positiv nach vorne zu schauen.

Welchen Beitrag leisten Sie selbst? Für mich ist der unmittelbare Umgang mit Menschen das Allerwichtigste. Sich in die Augen schauen, da sein, danke zu sagen – das sind Dinge, die für mich zählen. Solche menschlichen Werte sind in der Flüchtlingskrise besonders gefragt, die sich durch Klimaveränderungen eher noch zuspitzen wird. Am Ende des Tages, das hat die Geschichte immer wieder gezeigt, wachsen die Menschen in Extremsituationen stärker zusammen. Ich hoffe, dass die vielen Negativ-Schlagzeilen auch das zum Effekt haben.

Welcher Kollege oder Regisseur hat Sie vom Menschlichen her besonders beeindruckt? Da gab es einige. Aber spontan fällt mir eher meine Freundin Sarah Connor ein, die eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen hat. Das kann und macht nicht jeder: Den Hörer in die Hand nehmen und sich erkundigen, wie man helfen kann. Und dann kommt der Rückruf und plötzlich wird die Sache ganz konkret. Davor ziehe ich den Hut!

Hatte Bernd Eichinger eine besondere Bedeutung für Ihre Karriere? Wir hatten schon vorher zusammen gearbeitet, aber so richtig kennengelernt habe ich ihn erst bei „Der Untergang“. Bernd war wie kein anderer. So etwas Leidenschaftliches habe ich selten erlebt. Er hat einfach für das gebrannt, was er gemacht hat. Auf so einem Menschen zu treffen, ist eine Bereicherung. Wir haben uns übrigens auf sehr lustige Weise kennengelernt. Er hat gedacht, dass ich ganz schön was wegtrinken kann. Das fand er gut. Dabei war mir an diesem Tag so schlecht wie noch nie zuvor und danach in meinem Leben. (lacht) Trotzdem haben wir uns irgendwie angefreundet. An Bernd denke ich gerne und immer wieder.

Ab 19. Oktober im Kino

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