"Da muss Mann durch"

© Warner Bros.

Herr Möhring, als „Mann tut was Mann kann“ ins Kino kam, musste man gelegentlich noch erklären, wer dieser Wotan Wilke Möhring ist. Wie hat sich der zwischenzeitliche Popularitätsschub auf Ihr Leben ausgewirkt?

(lacht) Ja, es stimmt schon, dass ich jetzt deutlich öfter erkannt werde. Das liegt natürlich an Formaten wie „Tatort“. Wenn da zehn Millionen Zuschauer einschalten, ist das jeder Achte in unserer Republik. Es ist schön, wenn man erfolgreiche Filme macht. Es kann auch manchmal anstrengend sein, wenn man direkt nach einer Ausstrahlung überall angesprochen wird.  

Sie werden derzeit wahrscheinlich mit Rollenangeboten überhäuft. Wie wählen Sie aus?

Bei Komödien suche ich natürlich nicht in erster Linie nur den Anspruch, sondern vor allem das Komische. Ansonsten freue ich mich aber über den Ruf, für anspruchsvolle Sachen zu stehen. Deshalb kriege ich nicht so viel Mist, lehne aber trotzdem noch ungefähr zwei Drittel ab, z.B. Drehbücher, bei denen man auf der dritten Seite schon sicher weiß, wie es ausgeht. Auch Dinge, die man schon einmal gemacht hat, sind nicht mehr so interessant.    

Ist es etwas Anderes, zu einer Figur wie Paul oder Roland aus „Männerherzen“ zurückzukehren?

Es ist eigentlich etwas Schönes, einen zweiten Teil machen zu dürfen. Das bedeutet, dass der erste Teil ein Erfolg war. Natürlich ist man schneller wieder in der Figur. Beim „Tatort“ ist es ähnlich. Irgendwann hat man sich diese Figur angeeignet und kann sich noch intensiver in die Situationen hineinbegeben.    

Der Film wurde komplett auf Mallorca gedreht. Hatten Sie die Gelegenheit, die Insel kennenzulernen?

Ja, natürlich. Während dieser Zeit hatte ich auch für zehn Tage meine Familie zu Besuch. Ich glaube schon, dass man nach dem Film Lust hat, dorthin zu fahren. Ich selbst war später auch noch einmal da. Wir haben dort gearbeitet, wo andere Urlaub machen. Natürlich waren es lange, anstrengende Drehtage und die Hitze war manchmal enorm. Aber alles in allem war es eine sehr angenehme Arbeit. 

Wie wichtig sind Ihnen Männerfreundschaften?

Ich würde eher von „Freundschaften“ sprechen und die Männer gar nicht so explizit hervorheben. Natürlich stammen die meisten Kumpels von früher, als man noch mehr Zeit hatte, Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen. Man hat seit Jugendtagen viele gemeinsame Erlebnisse geteilt. Das ist natürlich wichtig. Ich bin sehr dankbar, dass ich sehr geduldige Freunde habe, die auch mal ein halbes Jahr nichts von mir hören, weil ich entweder in die Arbeit eingebunden bin oder drei Kinder um mich habe. Freundschaften haben für mich einen besonderen Stellenwert. Man braucht Menschen, die man wirklich gut kennt, um über manche Dinge zu sprechen.

Ihr Konkurrent im Film entstammt dem englischen Adel. Der Deutschlandbesuch der Queen wirft seine Schatten voraus. Welche Meinung haben Sie zur Institution der Monarchie?

Ehrlich gesagt, finde ich das ganz lustig. Es ist so ein Beiwerk. Man erhält etwas, was es eigentlich gar nicht mehr braucht. In England ist der Adel so hoch angesehen und wichtig, weil man früher einmal Kolonien hatte und die Welt beherrscht hat, heute aber ein relativ kleines Land ist. Es hat etwas Geschichtsträchtiges, es ist Folklore. Ansonsten habe ich mit Königshäusern aber nicht so viel am Hut. 

Bleibt von harten Dreherfahrungen und düsteren Charakteren mehr in Ihnen zurück als von leichten Unterhaltungsfilmen?

Das glaube ich schon. Entscheidend ist immer, was dir eine Figur abverlangt. Wenn einen eine Rolle in der Reflexion selbst bewegt, wie etwa „Der letzte schöne Tag“, dann nimmt man das physisch und psychisch mehr mit. Es ist ein anderer Aufwand notwendig, das leisten zu können und sich in Situationen hineinzubegeben, die nicht so schön sind. Eine leichte Komödie fällt auch leichter wieder von einem ab. Sie ist nicht unbedingt leichter zu drehen. Komödie gilt als Königsdisziplin und es ist nicht einfach, Humor herzustellen. Aber deutlich mehr hängen bleibt von den Rollen, die einem am meisten abfordern. So ist es doch immer im Leben: Die Situationen, in denen man am meisten geben musste, bleiben am deutlichsten in Erinnerung.     

Ein „Tatort“ wird immer schneller ausgewertet, die Zuschauer twittern sogar live. Macht Sie das vor einer Ausstrahlung nervös?

Nein. Dieser „Second Screen“ ist schon interessant, wichtig und auch lustig. Es ist ja nicht das Gros der Zuschauer, das das macht, es ist nur ein marginaler Teil, der sich damit beschäftigt. Ich finde es tatsächlich interessant, weil man direkt sehen kann, wie bestimmte Dinge im Sendeverlauf ankommen oder wie bestimmte Sprüche wahrgenommen werden. Aber das ist ein kreatives Feld für die Menschen, die am Second Screen sitzen. Der Film ist ja gedreht. Man kann nur hoffen, dass er so gut ankommt, wie man ihn gemeint hat und das die Botschaft ´rüberkommt, die einem wichtig war. Ich sage aber nicht: „Ach, hätten wir es mal anders gemacht!“. Diese Haltung habe ich nie.     

Wie würden Sie erklären, wer dieser Wotan Wilke Möhring ist?

Oh, eine fast philosophische Frage. Natürlich gibt es da eine Außenwahrnehmung. Die ist nicht unwichtig, aber sie bleibt eine Außenwahrnehmung. Bekannt zu sein, ist eine solche Wahrnehmung, die mit der Eigenwahrnehmung nicht viel zu tun hat. Man verändert sich ja hoffentlich nicht, wenn man populärer wird. Der Vorteil ist, dass man mit seinem Namen bestimmte Projekte ins Rollen bringen kann, die einem am Herzen liegen. Aber diese Projekte werden dann auch immer mit diesem Namen in Verbindung gebracht werden. Man kann sich nicht mehr verstecken, im positiven wie im negativen Sinne.           

Die Fragen stellte André Wesche.

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