„Extra schlecht zu tanzen, war schwierig“

© Timeless Cut Production

Sebi, wie bist du zur Rolle des „Michel“ gekommen?

Sie ist mir mehr oder weniger in den „Schoß gefallen“. Für den Film hatten sie bereits drei Schauspieler gecastet, die entweder früher mal gebreakt hatten oder für den Film breaken gelernt haben. Das „Problem“ war, dass ihnen ein authentischer B-Boy fehlte. Die Casterin hat mich beim Red Bull BC One 2012 gesehen. Ich sei ideal für diese «Rolle», hieß es. Eins kam danach zum anderen und – zack - hatte ich eine Hauptrolle.

Wie war es, sich selbst auf einer Kinoleinwand zu sehen?

Cooles Gefühl. Allerdings war das nicht meine „erste Rolle“. Ich habe mit meiner Crew „Flying Steps“ auch im Hollywood Film „Beat the World - You got served 2“ mitgespielt - allerdings ohne Text.

Hast du dich vorher mit Hip Hop in der DDR beschäftigt?

Nicht wirklich. Ich wusste nicht, dass es Hip Hop in der DDR gab. Mein Vater ist dort aufgewachsen, hat aber Rock-Musik gehört.

Musstest du den anderen am Set Tipps geben?

Ja klar konnte ich Tipps geben. Ich glaube, deswegen hat man mich auch für den Film gewählt, damit das ganze rund aussieht und authentisch bleibt. Wir haben uns aber gut gegenseitig ergänzt. Manchmal war es besser, wenn ich in einzelnen Tanzsequenzen vorne stand, damit die Choreographie stärker wirkt. Dennoch haben die anderen es auch sauber gelernt, dafür war unser Choreograph da. Übrigens: Außer mir spielen noch andere B-Boys/B-Girls mit, wie Boyka aka Pocket, Alexander Andrewij von der Crew Streetlife, dann noch Ardit von TNT und Evel Eve aus Leipzig als Double.

In den 1980ern war HipHop noch in den Kinderschuhen, auch tanztechnisch. War es schwer, sein tänzerisches Know-How für den Film runterzuschrauben?

Oh ja, in einigen Szenen war es schon etwas komisch. Du musstest deine Skillz runterschrauben, dabei wolltest du gern zeigen, was du drauf hast. Extrem war es in den Anfangsszenen. Wir mussten zeigen, wie die Jungs ihre ersten Break-Versuche machten, also extra schlecht tanzen. Das war echt schwierig. Aber es gab auch Sequenzen, da durfte wir unser Know-How auspacken, auch wenn es die Moves, die wir zeigen, wie Airchair, Airflairs damals noch nicht gab. Es hieß: „Zeigt was ihr könnt, sonst hätten wir auch andere B-Boys holen können.“

Der Film wurde konstruktiv kritisiert, dass er nirgendswo so richtig einzuordnen sei. Unser Eindruck ist, ihm fehlt der wirkliche Mut und die inhaltliche Tiefe, sich tatsächlich in ein neues Genre zu öffnen. Wie empfindest du das?

Ja, es ist tatsächlich schwer, den Film in nur eine Sparte zu drücken, da er doch mehrere Aspekte abdeckt. Er hat Komödie, ist historisch an Fakten angelehnt, enthält viele tänzerische Inhalte und trifft für alle Altersklassen zu. Das passt. Ansonsten hätten die Protagonisten schon noch mehr Charaktertiefe bekommen können. Gerade meine Rolle ist eher eine stille, da ich zwar fast in jeder Szene dabei bin, aber oft nichts sage, einfach nur da bin.

Klingt nicht, als wärest du mit deiner Rolle zufrieden…

Doch, bin ich, aber man hätte sicher mehr herausholen können!

Interview: Dennis Germer

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