Faszinierendes Filmland Mitteldeutschland

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Eine junge Frau sieht am Waldrand einen Wolf. Während sie fasziniert wie erschrocken dasteht, verwischen sich triste Plattenbauten im grauen Himmel dahinter. In Nicolette Krebitz‘  „Wild“ wird unser Alltag infrage gestellt und Sexualität neu ergründet. Der Film feierte seine Premiere auf dem renommierten Sundance-Film-Festival. Beim Deutschen Filmpreis 2017 wurde er mit 4 Lolas ausgezeichnet, u.a. als bester Film. Gedreht wurde er in Halle, Sachsen-Anhalt. Die Mitteldeutsche Medienförderung, kurz MDM, förderte das Projekt mit 250.000 Euro.

MDM – Der Grund „hier“ zu drehen?

Die Mitteldeutsche Medienförderung will Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen als Medienstandort(e) etablieren und fördert deshalb, erfolgversprechende Projekte in verschiedenen Phasen. Am Topf beteiligen sich die jeweiligen Länder, außerdem der MDR und das ZDF. Allein 2016 wurden mit rund 15,5 Millionen Filmproduktionen gefördert, darunter Langspielfilme fürs Kino (z.B. „Tschick“), experimentelle Kurzfilme, Animationen, aber auch die „Filmkunsttage Sachsen-Anhalt“.

Unter Brancheninsidern ist bekannt, dass die MDM nicht knickrig mit der Unterstützung ist. Einzige Bedingung: die Fördermittel müssen im mitteldeutschen Raum investiert werden. Das stärkt auf der einen Seite die lokale Filmwirtschaft, macht Mitteldeutschland überdies aber auch über die Landesgrenzen hinaus als Filmproduktionsstandort bekannt(er). So eindrucksvoll wie in „Wild“ hat man in den USA Halle an der Saale vermutlich noch nie erlebt. Doch der mitteldeutsche Raum bietet, über die Finanzierung hinaus, mehr Reize – vor allem für Filmschaffende von internationalem Kaliber.

Zubrowka/Görlitz

Filme wie „Wild“ oder „24 Wochen“ entscheiden sich bewusst für den Handlungsort – z.B. Halle – und inszenieren die Stadt als Teil der Handlung. Für internationale Produktionen dienen mitteldeutsche Städte vor allem aber als Motivgeber. „Grand Budapest Hotel“ von Regie-Instanz Wes Anderson wurde mit vier Oscars ausgezeichnet. Der Handlungs des Films spielt zu weiten Teilen in dem fiktiven ost-europäischen Staat „Zubrowka“. Gedreht wurde überwiegend in Dresden und Görlitz.

Besonders Görlitz („Görliwood“) hat sich mittlerweile als Kulisse für internationale Produktionen mit historischem Narrativ etabliert. Auch Tarantinos „Inglorious Basterds“ oder „Der Vorleser“ fanden Motive für Schlüsselszenen in der östlichsten Stadt Deutschlands. Aber auch der jüngst erschienene Kinofilm „Es war einmal in Deutschland“.

„I called it Sexy Anhalt this morning“

Die Romanverfilmung mit Moritz Bleibtreu und Antje Traue entstand an Schauplätzen in Görlitz, Gera, Saalfeld und im sachsen-anhaltinischen Weißenfels. In einem Interview mit dem MDR schwärmt der Regisseur Sam Gabarski: „Es ist auch besser, wenn man Steine findet, die noch authentisch sind, Wände die wirklich noch gelebt haben. Das sieht man in einem Film, das spürt man im Film – und das haben wir hier gefunden.“ Doch Sachsen-Anhalt bringt auch andere zu Schwärmen: zum Beispiel die Hollywood-Aktrice Helen Mirren. Die letzten Szenen des Films „Ein russischer Sommer“ über Tolstois Lebensabend entstanden in dem Elbe-Städtchen Pretzsch. Ob nun als höfliches Nicken Land und Leuten gegenüber, oder tatsächlich als schmunzelige Anekdote, sagte Helen Mirren in einer späteren Presserunde: „I called it Sexy Anhalt this morning“ – und attraktiver kann ein Versprecher zu „Saxony-Anhalt“ nun wirklich nicht klingen.

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