MagdeNoir, oder: Glühweinkotze in Schwarzweiß

by

© Gillert

Und da ist sie wieder, die Zeit, in der sich Büromenschen nochmal ganz anders kennenlernen – auf dem Kopierer unter dem Mistelzweig zum Beispiel. Auf der Weihnachtsfeier säuft der Kolumnist den ganzen Rotwein weg - Erlebnis frei erfunden. Papa lässt auf dem Mittelalterweihnachtsmarkt gerade die dritte Portion Grünkohl Retoure laufen, direkt in den Kinderpunsch seiner Praktikantin. Und irgendwo dazwischen sitzt ein Opa auf der Bank, beobachtet das Treiben und sinniert über die Vergangenheit. Seine knöchelfreien Skinnyjeans sehen scheiße aus, in Kombination mit dem orthopädischen Schuhwerk. Aber dafür passt sie super, zur weißen Camp-David-Jacke, die ihm seine Tochter geschenkt hat, damit er bei den Ladies nochmal trendet. Klingt traurig, 'ne? Und für die pathetischen Extrazeilen hier, darf ich mir wieder was von der Redaktion anhören. Solcherlei Kontrollinstanzen scheint Woody Allen nicht zu kennen.

Zumindest drängelte sich mir der Gedanke auf, als ich seinen aktuellen Film A Rainy Day in New York sichtete. Die Prämisse: Ein junges Pärchen fährt für ein Wochenende nach New York. Und während der exzentrische Jungspund Gatsby (Timothée Chalamet) ständig über urbane Noir-Fantasien aus Schwarzweißfilmen lamentiert, erliegt sein naives Love Interest Ashleigh (Elle Fanning) langsam den Angeboten der Großstadt. Was soll ich sagen? Lange Dialoge, statische Einstellungen und Darsteller, die unter der Regie des Altmeisters dermaßen overacten, dass alles nach Theaterbühne riecht. Das ständige Gefasel von „Regen“ und „New York“, befriedigt mich und meinen Drang nach einem echten „rainy Day in New York“ etwa so sehr, wie das Polaroid eines Fixerbestecks einen Heroinabhängigen. Ich bin sicher, dass Woody Allen einen Grund dafür hatte, Elle Fannings Figur als naives Landei im Minirock zu skizzieren, aber ich weiß nicht welchen. Der nunmehr 48. Langspielfilm vom vermeintlchen Fummelfrosch Woody Allen, war Gegenstand eines Rechtsstreits, wird in den USA gar nicht erst im Kino gezeigt und ist auch meiner bescheidenen Meinung nach ein Film, der maximal zur besseren Bügelunterhaltung taugt.

Apropos Sonntagnachmittag: Am 15. Dezember, um 15 Uhr läuft im OLi-Kino die Geschichte um den Little Lord Fontleroy. Der kleine Lord – meine Oma würde sagen: „Der Richtige, nicht der mit Mario Adorf!“ – von 1980 präsentiert Alec Guinness als griesgrämigen großbritischen Großgrundbesitzer und Großvater des liebenswert naiven Bastards Cedric. Der laufende Meter mit Bobfrisur entspringt einer Affäre mit... einer Amerikanerin!!! Nicht nur das sorgt für Turbulenzen. Auch Cedrics dauerschmunzelnde Weltverbesserei nervt den Alten zunächst. Aber trotzdem ganz entzückendes Kino, mit der richtigen Message: Am Ende gibts Essen – oder so... Keine Ahnung. Kinder darf man nicht schlagen? Such' Dir was aus.

Für familieinfreundliches Feiertagskino in Dauerschleife, lohnt sich wie üblich ein Gang auf den Moritzhof. Da läuft dann beispielsweise Pettersson und Findus: Das schönste Weihnachten überhaupt. Aber das ist dann auch schon wieder dermaßen süß und unschuldig, dass mir da der Glühwein hochkommt. Und wenn mäßig computeranimierte Kater anfangen zu sprechen, brauche ich reichlich davon. Für Kids ist es aber ein drolliger Film.

Ich persönlich finde ja das vom Offenen Kanal initiierte Serienprojekt Moritzplatz interessanter. Aber das finde ich sogar so interessant, dass es dazu in einer der nächsten Ausgaben einen ausführlichen Artikel geben wird.

Mir fehlt ehrlich gesagt ein bisschen Genre zu Weihnachten. Leider muss ich dafür wieder ins Mainstreamkino zurück. Dort läuft ein Remake des Kult-Slasherfilms Black Christmas (1974), hierzulande gelaufen unter dem viel schöneren Verleihtitel „Jessy – Die Treppe in den Tod“. Die erfolgreiche Gruselbude Blumhouse, reanimiert nach „Halloween“ nun den nächsten Feiertagshorror. An Weihnachten gehen maskierte Killer auf die Jagd nach Studentinnen. Der angenehme, tja, sagen wir Twist: Diesmal wehren sich die Damen! Hab den Streifen leider auch noch nicht gesehen, ihn aber fett vermerkt. Und Imogen Poots in der Hauptrolle spricht meines Erachtens nach immer erst mal für einen Film.

An dieser Stelle weise ich noch einmal auf die diesjährige VideoExpo hin. Im gesonderten Artikel gibt’s alle Infos zu den neuen Regularien. Und hier? Nun, vorerst gibts hier nur den Trailer zur Veranstaltung.

Zwar schon drei Jahre alt und eigentlich gedacht, um ein Kurzfilmprojekt zu bewerben, dass noch immer in der Postproduktionshölle schmort, lädt dieses kurze Scharmützel noch immer zum Träumen ein.

Und die Outtakes...

Mehr Empfehlungen für die lokale Filmszene findest Du jeden Monat in unserer kostenlosen gedruckten Ausgabe und natürlich hier, in der Online-Variante. Und wenn Du noch kekswarme Tipps und Schokoeierlikör für mich hast: rob@dates-online.de

Back to topbutton