Pralinen, Gays und Halloween

by

© Gillert

Was an einer Online-Version besser sei, fragt mich mein Chef. „Ist länger“, antworte ich.  "Länger ist nicht immer besser!“, entgegnet er. Touché, das sage ich auch viel zu oft. Aber schauen wir doch mal, ob ein exklusiver Online-Text nicht doch potentiell mehr Möglichkeiten zutage fördert. Apropos: Auf dem Gelände der Polizei wurden Skelette ausgebuddelt. Bronzezeit. Typisch: Leichen nicht finden, egal wie lange sie schon vor der Nase liegen. Wenn das nicht mal im nächsten Polizeiruf auftaucht!

Wiederaufführungen sind für Kinos eine tolle Gelegenheit, nochmal einen Extra-Euro in die Kaffeedose zu holen. Wenn ich mich mit jungen Menschen über Filme unterhalte, fällt mir auf, dass viele 'Klassiker' bei den Jugendlichen kaum bekannt ist. Die haben im Netz zwar schon tausend Parodien auf ikonische Filmszenen gesehen, aber die Filme dazu nie. Zum Glück kommt Forrest Gump wieder ins Kino! Anlass ist der 25. Geburtstag. Endlich darf ich nochmal Tom Hanks als mental herausgeforderten Pralinenboten, der durch die Weltgeschichte joggt, auf der großen Leinwand erleben. „Das Leben ist wie ein Schachtel Pralinen...“ - erst zu teuer, dann wirst Du fett.

Im Halloween-Monat Oktober darf natürlich irgendwas mit Gekröse nicht fehlen. Seit September läuft die Gewaltorgie „Rambo: Last Blood“ im Kino. Stallones betäubtes Gesicht ist gruseliger als jede Michael-Myers-Maske. Und „Terminator: Dark Fate“ startet diesen Monat. Aber ehrlich: interessiert der noch wen? Die saftige Fortsetzung „3 From Hell“ von Rob Zombie, lief ja aus unerfindlichen Gründen nur kurz im Lichtspielhaus. Und nicht mal im Programmkino. Was soll denn das? Bleibt also nur noch Halloween Haunt. Das ist zwar so innovativ wie Käsepieker mit Weinträubchen, aber muss das Rad immer neu erfunden werden? Jugendliches Kanonenfutter im Gruselhaus mit Meuchelmetzgerclowns. Passt doch.

Ostalgie boomt im Kino sowieso seit der Wende. Toast Hawaii und SED werden auserzählt, Authentische Bilder werden bestaunt. Ich persönlich muss meine authentischen Bilder ja immer vom Smartphone löschen. Aber worauf ich eigentlich hinaus will: 30 Jahre Mauerfall! Yeah! Bei den Filmkunsttagen wird diesem Meilenstein mit der Reihe „Damals vor 30 Jahren“ Rechnung getragen, unter anderem mit dem Must-See „Adam und Evelyn“.

Warum aber nicht direkt einen Film aus der DDR anschauen? Der Moritzhof zeigt im Oktober den DEFA-Klassiker Coming Out im Moritzhof. Der einzige in der DDR produzierte Film mit homosexueller Thematik startete 1989 im Kino. In Ost-Berlin beginnt der junge Lehrer Philipp eine Beziehung zu Tanja, trifft dann aber seine Jugendliebe wieder: Jakob. Die Story endet mit dem Titel. „Coming out“ - ein Skandalprojekt, für ein Land, in der es dezidiert drei Dinge nicht geben durfte: Arbeitslosigkeit, Homosexualität und Südfrüchte. Mein persönliches Storyhighlight: Die Eltern des jungen Philipp bestechen dessen Lover Jakob mit 'nem Fahrrad und 'nem Zirkelkasten, um die Beziehung zu beenden. Aus heutiger Sicht natürlich ein absurdes Verhalten. Alles unter einer PS4 wäre ein Affront gegen die Menschlichkeit. Regisseur Heiner Carow und Drehbuchautor Wolfram Witt kämpften sieben Jahre um das Projekt. Sieben fucking Jahre, weil du Schwule in deinem Film hast. Wobei: Disney brauchte dafür über 75 Jahre – von daher. Eintritt ist übrigens gratis.

#Vision_Possible ist der offizielle Claim des 25. Jugendvideopreises Sachsen-Anhalt. Und der diesjährige Trailer hat starkes Potential der beste Beitrag des eigentlichen Wettbewerbs zu werden. Crime-Stereotyp mit Meta-Ende. Ein unterhaltsamer Kurzfilm, vom Power-Duo Rouven Dietrich (Buch, Regie) und Ole Freier (Kamera, Schnitt). Falls es da klingelt: Ja, die beiden haben auch schon den mittellangen Indiekracher „Johny Ganja“ abgeliefert. Filme für den Jugendvideopreis können übrigens noch bis zum 04.11. eingereicht werden. Also ran da! Ich will SciFi sehen und vegane Transgender-Science-Fantasy-Comedy – something like that, du verstehst schon.

Du werkelst gerade an einem Filmprojekt? Das gehört erzählt: rob@dates-online.de

Back to topbutton