Frostige Zeiten

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© Gillert

Es fröstelt.Nicht das Wetter. Ist knapp drei Wochen her, dass ich den Text hier getippt habe. Woher soll ich wissen, wie das aktuelle Wetter aussieht? Vielleicht pulst Du gerade gefrorenes Silvester-Konfetti aus der Unterhose – I don't know. Nein, Magdeburger Filmfreunden ist es gerade frostig ums Herz, weil Wolfgang Heckmann Ende letzten Jahres von uns gegangen ist. Will gar nicht lügen: hab ihn wesentlich seltener gesprochen, als viele Menschen in meiner Umgebung. Schade. Aber das OLi-Kino bleibt vorerst erhalten. Gut. Wir haben an anderer Stelle einen ordentlichen Nachruf verfasst.

Während ich mir mit Glühwein den Restmonat schön saufe, denke ich darüber nach, was ich im Mainstream empfehle. Die Angewohnheit der Agenturen, Pressevorführungen immer kurzfristiger abzuhalten, drückt vor allem Print-Magazinen mit monatlichem Rhythmus eins rein. Star Wars 9 gabs für uns Tastenficker einen Tag vor Kinostart. Cool. Vielleicht führe ich besser damit, nackte Inhaltsangaben als Filmkritiken zu tarnen. Das scheint ja bei einigen Schreiberlingen auch zu funktionieren. Zum Glück befinden wir uns ja just in diesem Moment in der Online-Ausgabe. Zu diesem Zeitpunkt habe ich „Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers“ bereits gesichtet. Im Grande Finale der Skywalker-Saga, kehrt der „Imperator“ zurück, formerly known as „Senator Palpatine“ und hartnäckigen Fans auch als „Darth Sidious“ bekannt. Der Typ mit dem kaputten Gesicht! Rey, die Alleskönnerin und Protagonistin der Sequel-Trilogie, befindet sich mit den anderen austauschbaren Figuren auf einer Mission zu eben diesem Imperator, um zu verhindern, dass er die „Erste Ordnung“ in die „Letzte Ordnung“ transformiert und die Galaxis erobert – schon wieder. Gleichzeit klöppelt sich Kylo Ren, der Enkel von Darth Vader, seinen Paintball-Helm wieder zusammen und geht auf die Jagd nach Rey & Co. Ganz viel Drama, ganz viel Struggle, ganz viel „Wer bin ich wirklich?“ - man könnte meinen, die Macht steckt gerade in der Pubertät. Apropos „Macht“: Macht das Spaß? Ja, mir hat es sehr großen Spaß gemacht. Aber als Ende einer Saga; als finales Kapitel einer SciFi-Fantasy-Erzählung die Filmgeschichte geschrieben hat, ging das in die Hose. Wenn ich eine Geschichte abschließen will, muss ich nicht noch mehr neue Figuren einführen. Bekannte Gesichter wie Billy Dee Williams als Han-Solo-Kumpel Lando Calrissian sorgen zweifelsfrei für nette Momente, sind aber blanke Nostalgie-Trigger und liefer keinen Mehrwert. Kurze Momente mit einer jungen Leia und einem jungen Luke ebenso. Und ein versöhnliches Ende mit der durchwachsenen Prequel-Trilogie wäre auch irgendwie schön gewesen. Am Ende bleibt der nüchterne Erkenntnis, dass von neun Kinofilmen der Hauptreihe, nach wie vor nur die Originaltrilogie bedingungslos funktioniert. Regisseur und Co-Autor J.J. Abrams hat hier zweifelsfrei ein überwältigendes SciFi-Abenteuer inszeniert. Aber ein würdiger Abschluss hätte zweifelsfrei anders ausgesehen.

„Rob, wo ist eigentlich Dein Nachklapp zur VideoExpo?“, fragt mich eine Bekannte. Zum JVP hätte es ja auch einen gegeben. Stimmt. Frag' ich mich auch. Aber die Antwort, würde in einem Wortgefecht unterkühlter Phrasen enden. Stört mich ja nicht. Immerhin ist diese kleine Wortmüllresterampe hier, der Burggraben der Magdeburger Filmkultur: nicht schön, etwas sumpfig, aber zweckmäßig. Die 23. VideoExpo hat wieder gezeigt, dass eine lockere, unverkrampfte Moderation, mit pointierten Punchlines, alleine schon den Abend versüßen kann. Vielleicht bekommen wir nächstes Jahr eine zu sehen. Auf technischer Seite gab es wieder viel Bodensatz. Der Kurze Wohin gehst Du? hatte aber eine interessante Prämisse? Über eine dubiose Website, steuert die Protagonistin einen Menschen fremd, der seinerseits unter Drogen steht; Eskalation inklusive. Hübsche Idee, die mich spontan an den Techno-Thriller „Nerve“ erinnert.

Das behauptete Post-Apokalypse-Drama 2 Weeks Later hingegen, hatte zwar viele unfreiwillige Lacher auf seiner Seite, war dafür aber der einzige echte Genrefilm. Mutierte Pilzsporen, Rage-Mode – ein erfrischend dreist, aus „The Last of Us“ und „28 Days Later“, zusammengeklauter Filmversuch, der mich persönlich – Aber wer bin ich schon? - viel schneller abgeholt hat,...

 … als z.B. die Moralkeule "#" . Der müsste eigentlich „#DrunkenBitch“ heißen, wurde diesbezüglich, warum auch immer, eingekürzt. Und wo wir dabei sind: Leute, wie seht ihr euch denn selbst? Ist DAS eure Lebenswirklichkeit? UNO-spielende Geier, die ein Spiegelselfie mit #DrunkenBitch kommentieren? Sorry, das war nix. Kaltherzig, ich weiß.

Zeigt mir, wie es besser geht: rob@dates-online.de

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